Frage zum Thema „Ex zurück“

Wie groß sind die Chancen mit einer Ex-Zurück-Strategie Erfolg zu haben?

Frau Sabine M. schreibt: „Sehr geehrter Herr Ittner, mein Freund hat sich nach sechs Jahren getrennt, weil seine Gefühle angeblich zuwenig geworden sind. Er ruft aber hin und wieder bei mir an und erkundigt sich wie es mir geht. Er sagt definitiv, dass es keine neue Frau in seinem Leben gibt. Welche Chancen hat man denn mit so einer Ex-Zurück-Strategie.

Solche oder ähnliche Fragen zum Thema „Ex zurück“ bringen mich immer etwas in die Bredouille, und ich sage Ihnen gerne auch warum: Weil nämlich die Erfolgsaussichten, unter dem Strich betrachtet, ziemlich schlecht sind. Das muss man einräumen und zugeben; egal wie gut eine sogenannte Ex-Zurück-Strategie auch sein mag. Lassen Sie sich da bitte nicht durch gewisse Ratgeber in die Irre führen, die das Gegenteil behaupten. Das stimmt einfach nicht!

So kann es passieren, dass zu allem Leid, das die Betroffenen sowieso schon haben, sich noch Gefühle des Versagens und der Unzulänglichkeit gesellen, wenn alle Anstrengungen nichts nützen, den Ex wieder herbeizubringen. Dieser unglücklichen Situation kann man durch eine gedämpfte Erwartungshaltung etwas vorbeugen.
Allerdings kann manches Mal ein Neuverlieben des Expartners auch relativ leicht gelingen, wenn man ein bisschen Glück hat und eine gute Verhaltensstrategie.

Aber ich weiß am Anfang einer Beratung oder eines Coachings oft nicht, wie der Hase läuft. Soll ich dann eine Prognose abgeben, erleide ich das Dilemma eines Arztes, der einen schwierigen Krankheitsprozess einschätzen soll:
Ist er zu optimistisch und entspricht der Verlauf der Erkrankung dann nicht seiner Vorhersage, ist der Patient enttäuscht, verzweifelt und deprimiert. Diese ungünstige Seelenlage kann dann den Krankheitsprozess erst recht voranschreiten lassen. Ist ein Arzt aber zu vorsichtig in seinen Vorhersagen oder zu pessimistisch, bleibt der Funke Hoffnung aus, den jeder Patient als Motivation zum Kämpfen dringend braucht…

Die Natur spielt uns den Streich

Unsere Liebesbeziehungen gehen in aller Regel nicht dadurch kaputt, weil Paare sich zerstreiten und plötzlich nicht mehr miteinander können, wie es den Anschein hat und wie viele es glauben. Beziehungen scheitern vor allem am Unvermögen der Meisten, Liebe und Leidenschaft – zu ein und demselben Partner –, über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Wir Menschen scheinen für so was von Natur aus nicht „gemacht“ zu sein.
Sollen Partnerschaften lebenslänglich halten, müssen erhebliche Abstriche hingenommen werden, was die romantische Liebe anbelangt. Wunderbare Beziehungen können daraus trotzdem erwachsen und eine Kameradschaft erzeugen, die keiner je aufgeben möchte.
Sehr oft ist das leider nicht so! Bei diesen Partnerschaften ist ausschließlich die romantische Anziehung der Kitt, der alles zusammenhält. Dieser Kitt erodiert aber mit der Zeit und wird porös. Kennen Paare keine anderen Werte für Bindung und Verbindung, erwachsen ihnen allmählich immer größere Probleme.

Viele Berater und Therapeuten sind der Meinung, dass Schwierigkeiten und Probleme mit der Zeit die Liebe in den Abgrund reißen (in Wirklichkeit ist es gerade anders herum). Die Therapie zur Heilung dieser kranken Beziehungen wäre demnach das Lösen der Probleme und das Beseitigen der Schwierigkeiten. Das klingt gut und hört sich vernünftig an – funktioniert aber meistens trotzdem nicht. Verbessert sich das eheliche Miteinander, tut das zwar der Partnerschaft sehr gut – aber mehr auf der kameradschaftlichen Beziehungsebene.

Leben Partnerschaften zum Großteil nur von der romantischen Anziehungskraft, verbessert sich nichts, wenn der Herr Gemahl öfter mal den Abwasch macht und regelmäßig den Hausmüll vor die Türe bringt – weil das bei seinem Eheweib keine romantischen Gefühle erzeugen kann. Romantische Liebe und leidenschaftliches Begehren sind auf ganz anderen seelischen Ebenen angesiedelt und deshalb nicht durch solche „Ehetherapien“ zu erreichen.

Beziehungen scheitern – in aller Regel –, nicht durch Probleme, die sich breit machen und die Liebe zerstören, sondern durch unsere biologische Disposition zu mittelfristigen Partnerschaften, die zeitlich die romantische Liebe begrenzt. Werden die Gefühle weniger und wird weiter an der Beziehung festgehalten, steigt der Dampfdruck im Kessel. Die Reibeflächen zwischen den Beiden vergrößern sich, weil sie sich gegenseitig oder einseitig immer weniger schätzen. Respekt und Toleranz füreinander sinken und schaffen Raum für Stress, Streit und Missverständnisse.
Erhebliche Beziehungsarbeit wäre von solchen Paaren zu leisten, wollten sie die destruktiven Kräfte in Schach halten.

Diese stressigen Alltagsszenarien sind so vordergründig, dass sie den vorausgehenden bzw. den parallel verlaufenden Schwund der Liebesgefühle völlig verdecken, der sich schleichend und unbemerkt, wie eine heimtückische Krankheit entwickelt.
Man ist sehr verführt, die plötzlich massiv auftretenden Beziehungsschwierigkeiten für die Ursache des ganzen Dramas zu halten. Vor allem auch deshalb, weil die emotionale Situation eines Paares sich in der Regel einseitig entwickelt. Diese Polarisierung ergibt dann einen „Guten“ der liebt und weitermachen will und einen „Schlechten“, der seine Gefühle verloren hat und die Trennung anstrebt. So glaubt man fälschlicherweise, dass der „Gute“ die Garantie in sich trüge, dass seine Gefühle für die Ewigkeit wären.
Aber der „Gute“ ist nur deshalb so gut, weil er in der Beziehung der Machtlose ist, und sein Partner beim Trennungsspiel die Nase vorne hat. Gäbe man den „Guten“ eine gewisse zeitlang die Beziehungsmacht, begäbe er sich mit der Zeit ebenso aufs Eis wie der berühmte Esel, der das tut, weil es ihm zu gut geht im Leben 😉 .

Wenn Sie sich das oben Gesagte vor Augen halten liebe Leser, wird Ihnen klar, warum wir Menschen uns so schwer mit der Liebe tun, wenn wir sie für eine längere Zeit am Leben erhalten wollen. Liebe und Leidenschaft versanden nämlich ganz von selbst, ohne dass die Beteiligten groß etwas dafür könnten. Diese Erosion zu stoppen bzw. zu verlangsamen ist den meisten Menschen nicht möglich. Ist der Prozess erst einmal bis zum bitteren Ende gegangen, ist das Potential aufgebraucht und es ist aus und vorbei; auch mit der allerbesten Ex-Zurück-Strategie ist dann nichts mehr zu machen. Da dies in der Mehrzahl der Fälle so ist, sind die meisten Versuche vergeblich, eine beendete Beziehung wieder auf Neustart zu polen. Man muss das dann so akzeptieren wie es ist – leider!
Manchmal ist das romantische Potential aber noch nicht aufgebraucht, auch wenn es für die Beteiligten den Anschein hat. Es birgt den Keim in sich, sich wieder vergrößern zu können, wenn Verlassene konsequent bestimmte Regeln befolgen. Ein „Neuverlieben“ kann dann klappen, bzw. es kann zu einer Verstärkung vorhandener Restgefühle kommen – was in etwa dasselbe ist.
Aber der Verlassene muss sich verändern, er muss anders werden; anders werden als früher. Sein Ex muss neue Seiten an ihm kennen lernen; Seiten an denen sich sein „Neuverlieben“ orientieren könnte. Eine Verschiebung der Beziehungsmacht ist dafür die Voraussetzung, und dabei kann Ihnen ein Coaching mit einer Ex-Zurück-Strategie unschätzbare Dienste leisten!