Mit einer Expartner-Zurück-Strategie zum Erfolg – Blog 3

Der Internet-Coach hatte aber noch eine andere bittere Pille für Klaus K. bereit: Er musste es zukünftig schaffen, seiner Nicole – ohne Szenen – Ausgang zu gewähren, damit es ihr möglich sein konnte, ihren Liebhaber zu treffen.
Diese Aufforderung fiel ihm natürlich ganz besonders schwer, drehte es ihm doch schon den Magen um, wenn ihr Wägelchen einmal nicht in der Einfahrt stand und er nicht wusste wo sie war.

Erklärung

Das mit der Liebe ist so eine Sache oder besser, das mit der Verliebtheit. Shakespeares Liebesdrama „Romeo und Julia” wäre nicht denkbar gewesen, ohne die großen Hindernisse, die sich dem jungen Glück in den Weg stellten.
Die verfeindeten Elternhäuser der Beiden sorgten für diesen Trouble, der sie schließlich auf Gedeih und Verderb aneinanderkettete – bis in den Tod.
Verliebtheit und Sehnsucht können nämlich eklatant gesteigert werden, durch Schwierigkeiten und Probleme, die es einem Paar erschweren zusammenzukommen. Manchmal zerbricht eine Liebe daran – oft wächst sie aber dadurch erst ins „Unermessliche”.
Hätte man Romeo und Julia einfach gelassen – gut möglich –, sie wären selber dahinter gekommen, dass sie auch ohne einander existieren können . Erst der gigantische Druck von außen hat sie so zusammengeschweißt und blind gemacht eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten gegenüber.
Fühlen sich zwei zueinander hingezogen, kann so ein „Romeo-und-Julia-Effekt” als Verstärker immer eine gewisse Rolle spielen. Außerhäusige Liebschaften können – durch soziale Ächtung –, eine Jetzt-Erst-Recht-Mentalität entwickeln, die eine starke Bindungskraft entfalten kann.
Wenn Kummer und Gram gebeutelte Ehemänner von mir aufgefordert werden, dem „schamlosen” Treiben ihrer besseren Hälften ihren Segen zuerteilen, habe ich diese Effekte dabei im Auge; bzw. ihre Verstärkerwirkung, der auf diese Weise die Spitze genommen werden soll.
Natürlich bin ich mir dabei im Klaren, das diese Kröte für gehörnte Ehemänner schwer zu schlucken ist und noch schwerer zu verdauen. Aber es hilft nichts, je besser sie das auf die Reihe kriegen, desto eher besteht die Chance, dass die Affären ihrer Frauen den Alltagstest nicht bestehen.

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Klaus K. rüstet auf

Klaus K. wurde vermittelt, dass es zur emotionalen Distanzierung nicht ausreicht, wenn er hin und wieder die Einsamkeit seines Forellenbächleins aufsucht – weil das keine wirkliche Alternative zu den berauschenden Dates ist, die sich sein Eheweib ab und an gönnt.
Wenn er für seine Frau wieder attraktiv werden wolle, müsste er sein Leben radikal ändern; je radikaler desto besser. Diese Vorstellung war ihm wieder leichter zu vermitteln, hatte er doch schon selber vorgehabt wieder etwas Sport zu treiben und mehr unter Menschen zu gehen.
Die Forellen blieben also am Leben – außer seine Kumpels haben sie alle gefangen – und Klaus K. fing an sich „aufzurüsten”. Fitness in einem Studio war angesagt, danach Solarium und Smalltalk mit den Damen an der Bar. Und Klaus K. machte sich gut. Im Grunde war er von Haus auf ein attraktiver Mann, der nur durch den Alltagstrott seiner Ehe ein bisschen „schläfrig” geworden war.

Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass es emotionale Abstürze natürlich während der Beratung hin und wieder gegeben hat. Wenn er die Kids beaufsichtigte und wusste, dass sie bei ihm war, wurde er manchmal ganz verrückt vor Kummer, Wut und Enttäuschung. Die Telefonate mit seinem Internet-Coach schafften es aber Gott sei Dank immer schnell, ihn wieder aus diesen Löchern herauszuholen.
Und tatsächlich fing er sogar an, so etwas wie Spaß an seiner erzwungen Freiheit zu finden: „Fernsehen gibt es für mich schon seit Wochen nicht mehr”, bemerkte er einmal lachend am Telefon.
Aber dann kamen wieder diese dunklen Löcher, die ihn regelrecht aufsaugten. Vor allem einmal, als seine Frau mit ihren beiden Kindern einen Ausflug mit dem „Neuen” machte, und die Kids ganz begeistert darüber waren, was der Kai alles mit ihnen anstellte. Klaus K. hatte das Gefühl, dass der Andere drauf und dran war, auch noch seine Kinder für sich einzunehmen.
Einmal musste sich sein Berater sogar heftige Vorwürfe anhören, weil er Klaus K. eingeschärft hatte, kein böses Wort mehr über den Kai zu verlieren; seiner Frau gegenüber nicht und den Kids gegenüber erst recht nicht. Klaus K. meinte sarkastisch, dass diese kooperative Art sich noch einmal als ein schwerer Fehler für ihn entpuppen wird.

 

Erklärung

In solchen Trennungsszenarien sind die Kinder oft die großen Verlierer. Die Großen benutzen oft bewusst oder unbewusst die Kleinen als Waffe, um sich gegenseitig zu treffen. Kinder als Spielball zwischen den Fronten eines Ehekrieges sind das Unglücklichste, das man sich vorstellen kann. Ich habe es erlebt, dass Kinder, sogar von pädagogisch Vorgebildeten, als Hebel benutzt wurden, um der Gegenseite zu schaden. So etwas muss unter allen Umständen vermieden werden. Kinder können durch so etwas seelisch geschädigt werden und dann darunter leiden – ein Leben lang. Es ist verständlich, dass ein frustrierter und gehörnter Ehemann seinen Rivalen eins auswischen möchte, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergibt. Dieser Versuchung sollte man aber widerstehen, so weit es einem möglich ist.
Will man ihn in den Augen der Ehefrau schlecht machen, vermittelt man ihr nur, wie wichtig man ihn nimmt und wie sehr man unter der Situation leidet. Beides ist nicht dazu angetan die Nochehefrau zu beeindrucken, weil es schwach und jämmerlich auf sie wirkt. Ich weiß sehr verehrte Leser, wie unheimlich schwer es ist, in solchen Situationen die Kontrolle über seine Gefühle zu behalten, weil die natürlich alles andere wollen, als „ruhig” zu bleiben.
Manchen helfen in solchen Situationen Methoden, die auf den Prinzipien des mentalen Trainings aufbauen, und die geeignet sind, die Selbstkontrolle zu verbessern. Literatur zu diesen Themen gibt es genügend.

Wie dem auch sei, Sie müssen es schaffen – egal wie – gute Miene zu einem bösen Spiel zu machen!

Die drastischsten Effekte auf die Gefühlswelt einer abtrünnigen Ehefrau habe ich erlebt, wenn sich die Ehemänner selber in eine Andere verliebt hatten. Dies wirkte manchmal phänomenal, natürlich nur dort, wo der eigene Ehemann noch irgendeinen Stellenwert für seine Frau verkörperte. Die mentale Ausstrahlung so eines Mannes – in seiner Authentizität – ist mit keiner Strategie zu erreichen, weil kaum einer diese Gefühlslage so perfekt darstellen kann, wie ein echt Verliebter. Aber, wenn Sie sich diese Tatsachen vor Augen halten, hilft es Ihnen vielleicht, so überzeugend wie nur möglich zu erscheinen.

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Die Wochen zogen ins Land, Klaus K. schlug sich tapfer, pflegte seine außerhäusigen Aktivitäten, machte „sein Ding” wie man so schön sagt, d. h. er schaute auf sich und darauf, dass es ihm gut ging. Er kümmerte sich um seine Kinder, kaufte ein neues Auto, ließ seiner Frau ihren Freiraum – aber weiter passierte nichts. Seine Frau schien sich mit der Situation einigermaßen arrangiert zu haben. Sie traf weiterhin ihren Liebhaber und nichts deutete darauf hin, dass sich in absehbarer Zeit daran etwas ändern würde. Nicole hatte ihr „Familienleben” gerettet, weil Klaus K. auf anraten es wirklich schaffte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er distanzierte sich zwar von ihr, aber hin und wieder machte er mit allen Dreien einen richtig guten Familientag, an dem alle ihren Spaß hatten. Nicole hatte – mit Abstrichen – ihren Ehemann „behalten” und noch dazu einen tollen Lover – für die aufregenden Stunden.

Klaus K. beklagte sich eines schönen Tages bitterlich, dass nichts vorangehen würde, und dass ihm die Situation zusehends mehr zuschaffen macht. Sein Internet-Coach deutete an, dass diese Entwicklung vorhersehbar gewesen sei und verwies darauf, dass er ihm ganz zu Anfang vorgeschlagen hatte auszuziehen, um einen echten „Cut” zu setzen, weil eine wirkungsvolle Distanzierung im gemeinsamen Haushalt nicht so leicht gelingt. Klaus K. lehnte dies damals mit der Begründung ab, seinen Rivalen nicht auch noch freie Bahn schaffen zu wollen.

Die Sache mit Katja

Der Internet-Coach forderte Klaus K. nun auf, sich Gedanken darüber zu machen, wie er eine Freundin aus dem Hut zaubern könnte – um Nicole stärker provozieren zu können. Klaus K. hatte nämlich schon öfters bemerkt, dass seine Frau neugierig nachfragte, „wer denn angerufen habe” oder „wo er denn hingehen wolle” bzw. „wo er denn gewesen wäre”. Klaus K. mutmaßte, dass es seiner Nochehefrau gar nicht in den Kram passen würde, wenn er auch eine Neue hätte oder nach einer Ausschau halten würde. Der Berater meinte, dass es nur diese Schiene gäbe, um Bewegung in die eingefahrene Situation zu bringen. Aber, wo eine Frau so schnell hernehmen?

Hier kam Klaus K. der Zufall zu Hilfe. Katja hieß das Goldstück! Katja war so etwas wie Klaus K.s Jugendliebe. Katja lebte in einem Städtchen 40km entfernt und war glücklich verheiratet. Ihr Ehemann war gerade für ein halbes Jahr nach USA abgereist, um an einem Forschungsvorhaben teilzunehmen. Katja willigte mit großer Freude ein die Freundin von Klaus K. zu spielen; auch über eine längere Zeit. Nicole, Klaus K.s Nochehefrau, kannte Katja nicht persönlich, auch über ihre Lebensumstände wusste sie nichts. Sie wusste nur, dass eine gewisse Katja einmal im Leben ihres Mannes eine große Rolle gespielt hatte. Die beiden arrangierten nun Telefonanrufe und gelegentliche Treffs. Der Internet-Berater wies Klaus. K. ausdrücklich darauf hin, dass er sehr darauf achten solle, mit Katja nicht zu dick aufzutragen, sonst wirke das Ganze nicht authentisch sondern inszeniert. Er dürfe die „Katja” nur behutsam ins Spiel bringen und nur vorsichtig einsetzen, um die Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden. Es wäre am Besten, diese Liebschaft „heimlich zu beginnen” und Nicole erst ganz langsam damit zu konfrontieren.

 Erklärung

Nicole K. ist, wie oben schon angemerkt, in einer komfortablen Situation. Ihr Mann Klaus. K. scheint es zu akzeptieren, dass es diesen Kai in ihrem Leben gibt. Als die Sache herauskam, war es ein riesen Drama und Klaus K. kämpfte wie wahnsinnig um sie. Das hat ihr einerseits sehr gut getan, weil sie sich wichtig und bedeutsam dabei fühlte; zwei Männer, die sich um ihre Gunst bemühten – das hat es ewig schon nicht mehr gegeben. Im Stillen hat ein Teil von ihr sogar gehofft, dass ihr Ehemann der Sieger werden könnte; ernstlich daran geglaubt hat sie aber nicht.

Nicole K. ist unter Druck

Unangenehm – sehr sogar – war die Erwartungshaltung von Klaus K., die sie mit ihren feinen Antennen schmerzhaft registrierte. Sie hatte den Eindruck, dass vieles was er tat – wenn nicht alles – nur darauf ausgelegt war, wieder Interesse bei ihr zu wecken. Wenn sie solche Absichten zu erkennen glaubte, „verging” es ihr restlos und eine starke Abneigung machte sich in ihr breit. Sie verspürte seine „liebevollen Versuche” ihre Ehe zu verbessern, als in Szene gesetzte Manipulationen, mit dem Ziel, sie gefühlsmäßig wieder zu binden. Starke rebellische Kräfte in ihrem Inneren setzten sich heftig dagegen zur Wehr.

Wenn er mit seinen Kindern etwas machte, hatte sie immer ein gutes Gefühl; da merkte sie ehrliches Engagement und eine tiefe selbstlose Liebe. Oft standen ihr Tränen der Rührung in den Augen, wenn sie heimlich solche Szenen beobachtete. Dann konnte sie es sich wieder gar nicht vorstellen, dass es Klaus K. in ihrem Leben einmal nicht mehr geben sollte. Aber Nicole K. hatte auch eine etwas kindlich naive Seite, die ihr sagte, dass irgendwie schon alles gut werden wird – so oder so. Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dieser unerträglichen Situation vermied sie tunlichst; so spürte sie ihr schlechtes Gewissen nicht; und es gab keine trüben Gedanken, die ihr die Freude an ihrer Affäre vermiesten.

Als Klaus K. von heute auf morgen sein starkes Engagement zurücknahm und etwas auf Distanz zu ihr ging, war ihr das gar nicht so unrecht: Der kollosale Druck war plötzlich weg, seine „Freundlichkeiten” mit ebensolchen beantworten zu müssen. Aber etwas unwohl war ihr doch: Könnten diese Anzeichen nicht auch bedeuten, dass seine Liebe zu ihr auf dem absteigenden Ast ist? Dies wäre ihr alles andere als Recht gewesen, wollte sie doch die Option behalten – zu gegebener Zeit – eine Entscheidung zu treffen: Für ihre Ehe oder dagegen. Nicole wäre keine clevere Lady, verfügte sie nicht auch über jene unheimliche Wahrnehmungsfähigkeit, die es erlaubt, Gefühlszustände und Stimmungslagen ihres Ehemannes zu scannen. Diese Tests, die sie hin und wieder einstreute, beruhigten sie völlig: Klaus K. liebte sie immer noch, hält sich aber klugerweise zurück und wartet auf bessere Zeiten – im Grunde wie sie auch.

 Nicole K. wird misstrauisch

Aber als sie einmal den Telefonhörer abnahm und eine gewisse Katja am Apparat war, die ihren Klaus verlangte, war ihr urplötzlich ganz komisch. Die nette Person verspürte das sofort und outete sich als uralte Schulfreundin von Klaus. Katja entschuldigte sich, dass sie jetzt womöglich für Irritationen sorgte, aber das alles sei ganz harmlos und gehe lediglich um ein Klassentreffen und um einen passenden Termin dazu.

Nicole hatte trotzdem ein ungutes Gefühl. Sie spürte genau, dass diese Dame jetzt nervös war, weil die Ehefrau am Apparat war. Ihre schnelle etwas hektische Sprechweise war ein eindeutiges Indiz dafür. Die Erklärung, „dass alles ganz harmlos sei”, würde man ja auch nicht machen, wenn da nicht irgendetwas dahinter stecken würde. Diese Frau wollte ihr ein X für ein U vormachen – das merkte sie ganz genau –, sie war ja nicht blöd ! Als sie Klaus K. von dem Telefonat erzählte, konnte sie nur schwer ihrer Stimme einen neutralen Tonfall geben.

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Klaus K. registrierte erstaunt, wie Nicole auf Katjas Anruf reagierte. Er und seine Komplizin hatten nämlich vereinbart, dass Katja einen „harmlosen Anruf” tätigen solle, um der Ehefrau ihre Existenz zu demonstrieren. Wegen dieses Anrufs und dem Klassentreffen wurde er abends noch regelrecht gelöchert von Nicole: „Aber was hat denn diese Frau damit zu tun; sie ist ja um einiges jünger; in einer Klasse warst du mit der doch gar nicht”, waren neugierig ihre Fragen. „Aber mit ihrer Schwester und jetzt wollen die ein Treffen abhalten, mit mehreren Jahrgängen und den alten Klasslehrern samt Rektor”, war die Antwort von Klaus K. Dann musste er noch die Begebenheit schildern, die zum Kontakt mit dieser Katja geführt hatte. Gott sei Dank war er darauf gut vorbereitet und so spulte er flüssig und plausibel seine Erklärungen ab. Allerdings konnte er sich das Nachfragen nicht verkneifen, warum denn das alles von so brennendem Interesse für sie ist. „So halt”, war ihre lakonische Antwort.

An diesem Abend ging es Klaus K. so gut wie schon lange nicht. Er war erfreut und erstaunt – war es doch Eifersucht gewesen, das da in seiner Nicole aufgeblitzt ist; Eifersucht auf eine alte Bekanntschaft, die sie nie zuvor gesehen hatte. „Eigentlich unglaublich”, ging ihm durch den Kopf, „im Grunde sogar eine richtige Frechheit; sie, die sich ganz offen einen Liebhaber leistet, stellt eindringliche Fragen wegen einer Anruferin für mich.” Klaus K. setzte sich später zufrieden seine Kopfhörer auf und hörte Musik – das macht er oft, wenn er gut drauf ist. Nicole warf einen ganz komischen Blick in seine Richtung…

Der Internetcoach wies Klaus K. an, Katja einstweilen mit keinem Wort mehr zu erwähnen und Nicole gegenüber weiterhin freundlich und zuvorkommend zu sein – aber auch distanziert. Es sei jetzt ganz besonders wichtig, eine gute Grundstimmung zu demonstrieren, sodass seine Ehefrau verstärkt die Vorstellung gewinnen könnte, dass er sich emotional gefangen hat und nicht mehr so grässlich unter der unmöglichen Situation leidet. Und Klaus K. spielte seine Rolle gut – besser denn je – denn der kleine Eifersuchtsanfall seiner Nicole hatte ihn Auftrieb gegeben und Hoffnung.