Frage zum Thema „Kontaktsperre“

Was ist der Sinn einer Kontaktsperre und wie lange sollte sie dauern?

Herr Gerhard H. schreibt: „Meine Frau Sonja hat sich nach 11 Jahren Ehe getrennt und ist mit den beiden Kindern (10 und 9) ins Haus ihrer Eltern gezogen. Wegen der Kinder haben wir häufig Kontakt zueinander. Ich würde sie aber gerne hin und wieder einmal anrufen, um mit ihr etwas zu plaudern oder sie mal auf einen Kaffee einladen. Sie schreiben auf Ihrer Seite, dass das nicht sein soll. Gilt das nun auch für ein getrenntes Ehepaar mit Kindern?“

Wenn ein Beziehungspartner den Entschluss gefasst hat sich zu trennen, dann möchte er meistens auch keinen weiteren Kontakt mehr zu seinem Expartner. Dieser Wunsch ist mehr als verständlich, hat es doch bei den allermeisten Trennungspaaren zum Ende hin hässliche Szenen gegeben, die den Trennungswilligen schließlich flüchten ließen. Diese Streitereien haben in der Regel seinen Gefühlsakku völlig entladen; manchmal ist er dabei auch ganz kaputt gegangen. Um diesen Akku vor weiterer Überlastung zu schützen und um ihn möglicherweise wieder etwas Energie zuzuführen, muss der Verlassene „Ruhe geben“ – unbedingt!
Außerdem hängt das emotionale Machtverhältnis eines Trennungspaares so schief, schiefer geht nicht. Diese Schiefstellung verunmöglicht es nun vollkommen, dass Verlassende größere positive Gefühle für ihre Expartner empfinden können. An dieser Schiefstellung müssen Verlassene nun arbeiten – um jene psychologische Basis zu schaffen, auf der eine Wiederannäherung stattfinden könnte.

Ich habe ja in der „Ehegeschichte des Klaus K.“ ausführlich erklärt, dass ein Neustart einer Beziehung nur dann gelingen kann, wenn beide vom Punkt Null aus starten. Verlassene müssten sich entlieben, um diesen Anfangspunkt zu erreichen. Manchmal geschieht auch das, aber dann hat sich die Sache für sie eh erledigt – auch wenn plötzlich der Andere wieder auf der Matte stehen sollte.
Der springende Punkt solcher Wiederannäherungsstrategien ist der, dass ein Verlassener so tun müsste, als ob er sich entliebt hätte. Das ist aber schwer zu schaffen, wenn man ständig Kontakt zueinander hat, weil es für die Trauernden meist so unendlich schwierig ist ihre Gefühle zu kontrollieren. Deshalb ist die relative oder noch besser die absolute Kontaktlosigkeit auch so entscheidend.
Diese Kontaktsperren sollten schon eine gewisse zeitlang laufen – um eine Wirkung entfalten zu können. Fünf oder sechs Wochen wären gut; sieben aber sicher noch besser. Ich weiß – eine ewige Zeit! Sie dürften Sie aber nicht nur durch Däumchendrehen und Aussitzen überbrücken wollen – sonst werden Sie trübsinnig dabei. Auch sollten Sie keine allzu optimistischen Erwartungen hegen, um nicht später tief enttäuscht und demoralisiert abermals abzustürzen – besonders dann, wenn ein Anderer oder eine Andere im Spiel ist!

Liebe ist noch da – aber Partner will nicht mehr

Wenn Sie sich sicher sind, dass ihr Partner Sie noch liebt, Sie aber verlassen hat, weil er endgültig die Schnauze voll von Ihnen hatte 😉 , dann ist eine etwas andere Vorgehensweise angebracht. Er hat dann alles hingeworfen, weil Sie ein so unmöglicher Mensch sind, und wahrscheinlich hat er sogar recht damit. In so einem Fall ist das Kämpfen um die Beziehung angebracht, wie es all die Verlassenen immer so leidenschaftlich betreiben wollen. Aber nur in diesem Fall!

Kommerzielle Ratgeber, die im Netz an allen Ecken und Enden angeboten werden, scheinen diesen Spezialfall völlig vergessen zu haben – obwohl er gar nicht sooo arg selten vorkommt. Anscheinend sind diese Ratgeber der Meinung, dass eine Trennung immer nur wegen verlorener Gefühle durchgezogen wird. Das stimmt aber nicht; manch einer trennt sich von seinem Partner, weil er ihn zu sehr liebt und dadurch fast zugrunde geht.

Hier ist unbedingt nach einer gewissen Zeit ein massives Engagement notwendig, weil der Verlassende mit aller Gewalt versucht, seine „unnützen“ Gefühle für Sie auszurotten – mit Stumpf und Stiel. So etwas ist nicht von heute auf morgen zu schaffen, aber wenn Sie erst nach sechs oder sieben Wochen daherkommen, hat er das Ganze vielleicht schon längst zu den Akten gelegt.
Also lassen Sie ihn ein paar Tage in Ruhe; eine Woche höchstens; und dann treten Sie mit einem großen Blumenstrauß an (wenn Sie ein Mann sind) und bitten unterwürfigst die Gnädigste um einen Gesprächstermin. Wenn Sie entrüstet ablehnt und Sie einen Idioten rauf und runter nennt, dann ziehen Sie wieder ab und versuchen es eine Woche später erneut. Sie wird sich in dieser Zeit nicht entlieben, weil ihr Ihr Kniefall gut getan hat. Sie müssen ihr nur die Zeit einräumen die sie braucht um aus Ihrer Wutphase herauszukommen, in die Sie sie durch Ihr „unmögliches Verhalten“ gebracht haben.
Wenn Sie Ihnen dann Gesprächszeit einräumt, müssen Sie ihr eine exzellente Perspektive bieten, wie Sie sich in Zukunft eine Beziehung mit ihr vorstellen. Wenn Sie überzeugend dabei agieren, wird sie sich bestimmt von Ihnen umstimmen lassen – aber bitte halten Sie sich dann auch an Ihre guten Vorsätze!!!

Warnung: Liebe Leserinnen und Leser! Bitte bedenken Sie: Dieser günstige Fall ist seltener als der andere. Wenn Sie in Ihrer Verzweiflung die beiden Varianten verwechseln, kann Ihnen das endgültig den Kopf kosten. Bitte verfluchen Sie dann aber nicht den „Beziehungsdoktor“ 😉 !