Lebensraum und Umgebung – evolutionäre Psychologie

Der Lebensraum ist wichtig für den Menschen

Parkanlage

Hier fühlen wir uns wohl… ©Photodesign-Deluxe/ fotolia.com

Wollen Menschen sich entspannen, vielleicht nach Geschäfts- schluss, am Ende eines arbeitsreichen und hektischen Tages, suchen sie in Metropolen oft die Parkanlagen auf – die grünen Inseln –, Einsprengsel in stickig–lärmenden Betonwüsten. Auf einer Bank sitzend, den Blick auf eine der mächtigen Akazien oder Buchen geheftet, können sich Augenblicke großer innerer Ruhe und Beschaulichkeit ergeben.
Und dieser positive Effekt auf die menschliche Seele ist natürlich keine Zufälligkeit. Er hat zu tun mit unserer Evolution, mit unserer Entwicklung zum Homo sapiens – zum Menschen – so wie er heute ist.

Mensch schafft künstlichen Lebensraum

Jahrmillionen lebten unsere Vorfahren als nomadische Jäger und Sammler – in Gruppen – 80 bis 120 Individuen stark. Mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht veränderte sich die Lebensweise radikal. Die Ruhelosen wurden sesshaft und gründeten die ersten Städte. Der Mensch emanzipierte sich von der Natur, er schützte sich vor ihren Unbilden mit stabilen Steinbauten – die immer größere Ansammlungen bildeten.

Dieser neu geschaffene Lebensraum – wie er Stadtmenschen im einundzwanzigsten Jahrhundert umgibt – hat nichts mehr mit der Umwelt gemeinsam, die früher existierte. Über Jahrmillionen sahen unsere Ururahnen, wenn sie die Augen öffneten, stets das gleiche Bild:

Afrikanische Savanne – die Wiege der Menschheit

So etwa sahen unsere Vorfahren ihren Lebensraum… ©Dmitry Pichugin/ fotolia.com

Freie – offene Landschaften; Berge – vielleicht ganz weit in der Ferne; Bäume – freistehend und groß; Büsche und Gras – überall dazwischen. Dies war einmal unser natürlicher Lebensraum – die Betonbauten der Großstädte sind unser künstlicher. Alle Tiere – auch der Mensch – tragen irgendwie das Abbild ihres Lebensraumes in sich, d.h. sie fühlen sich nur in den Ecken der Welt zuhause und wohl, für die sie von Natur aus geschaffen wurden.

Der Mensch als Kosmopolit macht darin eine kleine Ausnahme – ist er doch äußerst anpassungsfähig was seinen Lebensraum anbelangt. Menschen sind zu finden in den ariden Trockenzonen Afrikas genauso wie im ewigen Eis Grönlands. Aber diese Lebensräume sind trotzdem natürlich, so verschieden sie auch sein mögen; die Umwelt eines Großstadtmenschen dagegen ist es nicht. Menschen sind genetisch nicht darauf eingestellt, ständig – visuell – eine Häuserkulisse mit ihren Straßenschluchten vor der Nase zu haben und den Lärm im Ohr, wie er typisch für unsere Großstädte ist.

Großstadtumgebung kann belastend sein

Dies tut unseren „inneren” Augen und Ohren weh, weil das Optische einer Stadtlandschaft samt Geräuschkulisse, nicht ansatzweise mit dem „inneren” Bild identisch ist, das der Mensch von seinem natürlichen Lebensraum hat. Wird dieses Bombardement negativer Stimuli noch ergänzt durch stressige Situationen am Arbeitsplatz, kann sich eine Überforderung des vegetativen Nervensystems ergeben, mit dem Allgemeinsymptom einer erhöhten Reizbarkeit. Die Fliege an der Wand stört dann und eine etwas heftiger zugeschlagene Tür, kann einem explodieren lassen wie eine Granate.

Geht man für eine Stunde in den Stadtpark und setzt sich auf eine einsame Bank, vielleicht noch einen kleinen Springbrunnen vor sich, kann das geschundene Nervensystem zur Ruhe kommen – weil es sich angekommen fühlt. Endlich hat es die Umgebung vor sich die es „kennt” und nicht eine, an die es sich fortwährend „anstößt”.

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Grün wirkt beruhigend… ©Bergringfoto/ fotolia.com

Der Mensch erkennt intuitiv diese Zusammenhänge. Grün als Farbe beruhigt, sehr sogar, da sie die Farbe unserer ursprünglichen Um- gebung ist. Sicher aus gutem Grund wurde das sterile Weiß der Operationskittel und Mundmasken, das früher die Operationssäle beherrschte, mit einem warmen Grün getauscht. Ein ruhig han- tierendes Operationsteam, in diesem Outfit, vermittelt dem ängstlich gespannten Patienten noch mehr das Gefühl von Sicherheit und Ge- borgenheit.