Lust und Frust in der Beziehung – Die Online-Sexualberatung

Die Männer machen alles falsch

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So was von ratlos… ©Rafael Ben-Ari/ fotolia.com

Männer reagieren auf sexuelle Unlustphasen ihrer Frau- en oft mit Verhaltensweisen, die das Übel noch vergrös- sern. Sie bringen damit die bereits stark eingeschränk- te Libido ihrer Frauen vollends auf den Nullpunkt und verschlechtern das emotionale Klima in der Beziehung eklatant.

Da Männern Sex sehr wichtig ist, bleibt es nicht aus, dass sich lustlose Ehefrauen sehr stark unter Druck gesetzt fühlen, sexuell funktionieren zu müssen. Diese Einschränkung ihrer Autonomie führt verständlicherwei- se zu Ärger und Ablehnung.

Wird die Frau von ihrem Mann nach den Ursachen ihrer Lustlosigkeit befragt, kann sie keine Antwort geben bzw. will auch keine geben. Wenn sie nämlich ehrlich zu sich und zu ihm wäre, würde sie eingestehen, dass er als Mann eher eine Wirkung auf sie hat wie ein Bruder oder ein Kumpel. Das möchte sie aber so nicht formulieren, denn dann wäre möglicherweise ihre Beziehung gefährdet, in der sie sich ja eigentlich wohl und geborgen fühlt. Also schweigt sie lieber – auch in der Hoffnung, – dass der Zustand sich vielleicht irgend wann einmal von selber bessert.

Der Mann ist aber, wenn er sie sehr begehrt und an der Beziehung festhalten möchte, besessen von dem Gedanken, Gründe von ihr zu erfahren, die ihre Abweisungen rechtfertigen; mit der Idee, vielleicht irgend etwas verändern zu können – damit der Alptraum ein Ende hat.

Reden macht klein

Er ist dabei aber genau in derselben Situation wie eine Frau, die sich bei ihrem Mann über fehlende Aufmerksamkeit und Liebe in ihrer Beziehung beschwert. Da es um ein emotionales Problem geht und oft um eine schiefe Machtbalance in der Beziehung, hilft Reden nicht nur nichts, sondern vergrößert sogar noch das Übel. Es ist eine paradoxe Situation, die einem an einen Ertrinkenden erinnert, der im Sumpf feststeckt und durch seine Befreiungsversuche seinem Ende immer näher kommt. So ein Paar steckt vollkommen in der Klemme fest.

Wie bei der Ehefrau die mit dem Versuch scheitert, durch Druck ihren Mann Nähe abzupressen, wird der Mann hier scheitern, auf direktem Wege sexuelles Begehren bei seiner Partnerin auszulösen. Da viele Frauen insgeheim ein schlechtes Gewissen bei der Sache haben, setzen sie sich oft selber unter Druck die Situation zu verändern – immer mit unguten Ergebnissen, da sie nicht in der Lage sind, durch eine Wil- lensanstrengung Lust bei sich auszulösen.

Durch untaugliche Lösungsversuche gerät das Paar dabei immer weiter in den Sog des sich selbst verstärkenden Teufelskreislaufs, dessen Rotation Ursache und Wirkung vertauschbar macht, aber mit dem Endergebnis, dass er nur noch an das Eine denkt und ihr schon beim Gedanken daran schlecht wird. Diese Problematik kann eine ansonsten gute und harmonische Beziehung mit der Zeit so stark belasten, dass einer oder auch beide ans Aufgeben denken.

In weniger krassen Fällen, wo er geschickter vorgeht und sie noch mit sich reden lässt, wird sie auf seine Nachfragen natürlich das eine oder andere anführen, das ihr in der Beziehung mit ihm nicht gefällt. Die beiden stecken dann die Köpfe zusammen und suchen gemeinsam nach einer Möglichkeit, bei ihr die Steine aus dem Weg zu räumen. Das hört sich erwachsen und vernünftig an, ist aber auch nicht von großen Erfolgsaussichten begleitet. Da sie kaum sexuelle Bedürfnisse verspürt – oft auch auf andere Män- ner nicht – hat sie auf diesem Feld eine große Macht über die Beziehung.

Trotzdem keine Lust auf Sex

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Er kann ihr nichts rechtmachen… ©georgerudy/ fotolia.com

Da ihr Libidoverlust oft mit der Sicherheit und Berechen- barkeit ihrer Beziehung zusammenhängt – Sicherheit steht hier wieder als Synonym für Macht – wird automa- tisch ihre Kontrolle, die sie über die Beziehung hat, noch weiter anwachsen, wenn er sich beflissen zeigt, alles zu tun, damit sie wieder Lust bekommt.

Je mehr er nun auf seine Frau eingeht – manchmal bis zur Selbsterniedrigung – desto übergewichtiger wird sie in der Beziehung werden und desto sicherer wird sie sich fühlen und desto lustloser wird sie sein. Sie kann das beim besten Willen nicht verhindern, weil ein „Wol- len” auf diese Motivationen keinen Einfluss hat.

Er muss dann Wohlverhalten auf der ganzen Linie demonstrieren, sonst ist sie eingeschnappt bei Kleinigkeiten und eine verärgerte Frau hat dann für Tage oder Wochen überhaupt keine Bereitschaft mehr zum Sex. Ich gebe es zu, es ist etwas drastisch formuliert – aber dennoch: Ein großes emotionales Über- gewicht seitens einer Frau in einer Beziehung ist für jede ein Lustkiller erster Ordnung.

Tief in ihrem Innersten sind Frauen nämlich über Jahrmillionen geprägt auf männliche Attraktivitätsmerk-  male die Stärke, Macht und Überlegenheit verkörpern – in Anklang an die starke sexuelle Anziehungs- kraft, die ehedem der Alphaboss einer vormenschlichen Affenhorde auf seine Weibchen ausgeübt hat.

Für einen Mann ist es deshalb besonders wichtig, nicht schon aus purer Gewohnheit heraus, übermäßig rücksichtsvoll und nachgiebig zu sein – bestimmte Situationen natürlich ausgenommen, – da dieses Ver- halten auf das Sexualzentrum im Gehirn einer Frau als Bremse wirkt. Natürlich werden jetzt ganz viele Frauen protestieren, da sie sich genau dieses männliche Verhalten wünschen – aber bitte meine Damen, bedenken Sie, wenn er alles tut was Sie möchten, Sie auf Händen trägt usw., haben Sie sicher ein gutes und bequemes Leben – aber die meisten werden trotzdem in ihrer Beziehung etwas vermissen…

Um seine sexuelle Anziehungskraft zu erhalten oder wieder zu erlangen, ist es auch im 21.Jahrhundert für einen Mann wichtig, in ihren Augen ein Alphamann zu sein – wenigstens ein kleines Bisschen und ab und zu.

Lustlosigkeit in der Beziehung kennt viele Gründe

Die sexuelle Lustlosigkeit eines Partners kann natürlich auch durch Krankheiten bedingt sein; aus beruf- lichen Schwierigkeiten resultieren; Kinder; chronische Verärgerung; die Pille und vieles mehr werden vom Lustlosen oft ins Feld geführt – sind aber meiner Erfahrung nach häufig bloße Rationalisierungen, um dem Unerklärlichen ein Etikett geben zu können.

Bei einer neuen Verbindung so einer „lustlosen” Person ist man dann erstaunt, wie ein vormals komplett Unlustiger – dessen andere psychische Begleitproblematik unverändert geblieben ist – in der neuen Be- ziehung erotisch total aufblüht. Psychologische Realität dieses heiklen Themas aber bleibt, dass der eine – ob er es wahrhaben will oder nicht – die erotischen Energien beim anderen nicht oder kaum mehr zum Fließen bringen kann.

Jede kleine Unpässlichkeit im Umgang des Paares miteinander verschlimmert diesen Zustand – sollte aber nicht unbedingt als der ursächlich verantwortliche Auslöser angesehen werden. Auch kann man nicht bzw. kaum selber an der Problematik „arbeiten”, da Lustgefühle Spontanphänomene sind, die sich nicht wil- lentlich auslösen lassen. Das wäre dasselbe wie wenn Sie versuchen würden absichtlich tiefer zu schlafen oder sich willentlich in eine bestimmte Person zu verlieben.

Entscheidend für das weitere Schicksal so eines Paares ist es, ob es durch eine Intervention von außen gelingt, die meist starke Polarisierung in der Beziehung aufzuheben und ob dies hinreichend ist, beim Lustlosen genügend erotische Energien zu mobilisieren.