Der Kampf ums Überleben – evolutionäre Psychologie

Das Glück hat eine biologische Funktion

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Hurrah… ©Maridav/fotolia.com

Macht jemand im Lotto einen Gewinn oder völlig unerwartet eine größere Erbschaft, ist er naturgemäß total aus dem Häuschen und überglücklich.
Ein Schwall opiumähnlicher Substanzen überflutet dabei das Hirn des Glücklichen und bringt es in einen rauschartigen Zustand, der ausarten kann bis zur Euphorie.

Erst Mitte der neunziger Jahre identifizierten Neurobiologen die dafür verantwortlichen Strukturen im Gehirn. Belohnungssystem nannten sie die winzigen Nervenknoten die, in Aufregung versetzt, den Botenstoff Dopamin ausschütten – als Vorstufe zum Glück.
Millisekunden später treten dann die Glückshormone in Erscheinung: Opioide aus dem Vorderhirn überschwemmen flutartig das Zentralnervensystem und „baden” es in Glück.

Leider oder Gott sei Dank währt das Glück nicht allzu lang; nach einiger Zeit führen biochemische Abläufe das aufgeputschte Nervensystem wieder zurück in die Ausgangslage – den tristen Normalzustand.

Ausgelöst wird dieses neuronale Feuerwerk durch etwas Einmaliges und Wunderbares – durch eine Belohnung – die uns unerwartet in den Schoß fällt.

Das Glück hat einen Sinn

Natürlich hat die Evolution diese tolle Sache nicht nur „erfunden” um uns zu erfreuen. Das herrliche Glücksgefühl ist eine Gratifikation – die einen biologischen Nutzeffekt im Schlepptau hat: Der rauschartige Zustand ist so schön, dass wir ihn immer wieder wollen; aktiv suchen wir deshalb nach Situationen, die uns glücklich machen können.
Das Langzeitgedächtnis hilft uns dabei: Auf wundersame Weise verbessern die ominösen Glückshormone auch die Merkleistung dieses Gedächtnisspeichers – sodass wir nie vergessen, was uns einmal so glücklich gemacht hat.

Jegliches Suchtverhalten des Menschen steht im engen Zusammenhang mit diesen neurophysiologischen Gegebenheiten. Beim Menschen aktiviert sich dieses System – in einer „Light–Version”– auch dann, wenn er besonders süße und wohlschmeckende Nahrung konsumiert oder auch, wenn er stark Fetthaltiges isst. So hat die Evolution uns unbewusst darauf konditioniert, mit Vorliebe Speisen zu verzehren, die einen hohen Energiegehalt besitzen. Bestimmte Formen von Essstörungen könnten deshalb zum Belohnungs- system eine enge Verbindung haben.

Kontrolle ist wichtig

Dieses raffinierte, sich selbst motivierende System, führt dazu, dass wir Anstrengungen gerne unternehmen, um wichtige Lebenssituationen unter Kontrolle zu bringen – da dies von guten Gefühlen begleitet wird.

Wenn zum Beispiel ein Leistungssportler – nach einer harten Trainingsperiode – beim Wettkampf besser abschneidet als erhofft, wird er, mit großer Energie und Ausdauer, seine Trainingsprogramme weiter nach oben schrauben, um beim nächsten Turnier noch besser zu sein.

Beim Vormenschen waren diese dopaminergen Motivationspusher sehr häufig mit den Erfolgserlebnissen bei der Jagd und der Nahrungssuche verknüpft. Die guten Gefühle die unsere Urahnen dabei hatten, brachten sie dazu, diese Situationen immer wieder herbeiführen zu wollen. So gingen urzeitliche Jäger auf die Mammutjagd, weil sie das Fleisch dieser Tiere zum Leben brauchten. Aber darüber hinaus auch wegen dem Thrill und dem Nervenkitzel, den diese riskanten Unternehmungen für sie bereithielten.

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Zum Reinbeißen… ©Pixelmixel/ fotolia.com

Pilze sammeln ist weit weniger dramatisch, aber jeder kennt die unbändige Freude, die einem befällt, wenn man in verschwiegenen Waldecken, plötzlich und unerwar- tet, inmitten einer Gruppe faustdicker Steinpilze steht.

Leider lassen diese schönen Gefühle mit der Zeit wieder nach bzw. werden schwe- rer auslösbar, wenn regelmäßiger Erfolg sich einstellt, der Routine und Sicherheit verleiht. Der Wunsch aber, sich einmal wieder ganz toll fühlen zu können, motiviert uns und treibt uns an, nach neuen Herausforderungen zu suchen.