Impotenz – Die Online-Sexualberatung

Impotenz: eine sexuelle Funktionsstörung

Von Impotenz oder erektiler Dysfunktion spricht man dann, wenn die Erektion des Penis, was Stärke und Dauer anbelangt, zum Geschlechtsverkehr nicht ausreicht. Dabei kann der Penis völlig schlaff bleiben oder sich nur ungenügend versteifen. Beim Einführen kann die Erektion sofort zurückgehen oder nach kurzer Zeit. Bei den meisten Männern tritt eine Impotenz nur dann auf, wenn ein Geschlechtsverkehr ausge- führt werden soll.
Verunmöglicht Impotenz die Selbstbefriedigung und kommt es anderweitig zu keinen Spontanerektionen – wie nachts oder früh morgens vor dem Erwachen – muss an eine organisch verursachte Impotenz gedacht werden. In solchen Fällen ist eine urologische Diagnostik, die die Funktionsfähigkeit der Schwell- körper überprüft, unumgänglich. Eine Vielzahl von Erkrankungen kann eine Impotenz im Gefolge haben – die aber hier nicht zur Diskussion stehen sollen.

Die Online-Sexualberatung auf dieser Website möchte sich ausschließlich mit der psychogenen Impotenz beschäftigen – jener Form von Impotenz, die durch seelische Konfliktsituationen bzw. durch unbewusste Versagensängste verursacht wird. Unter diesem Aspekt kann man die Impotenz als eine psychosoma- tische Funktionsstörung auffassen.

Die Impotenz hat ihre Wurzeln in der Urzeit

Treten beim Menschen körperliche Fehlfunktionen auf, wie z.B. ein vorzeitiger Samenerguss oder eine Impotenz oder irgend ein anderes körperliches oder seelisches Symptom, ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass solche Störungen eine Anpassung an frühere Entwicklungsstufen darstellen können. Aktivieren sich diese urzeitlichen Adaptationen dann in der Neuzeit – in der sie nichts zu suchen haben – stiften sie nur Unfug. Evolutionsbiologisches Wissen kann dabei helfen, körperliche Störungen wie z.B. eine Impotenz, psychologisch so einzuordnen, dass sie als Teil eines übergeordneten Regulationssystem begriffen werden können – was für eine Besserung im Rahmen einer Sexualberatung sehr wichtig sein kann.

Im Folgenden soll an Hand eines Beziehungsbeispieles dargestellt werden, wie das Selbstbewusstsein eines Mannes, das sehr eng mit seinem Sozialstatus verknüpft ist, bei der Entstehung einer Impotenz die Hauptrolle spielt. Das Beispiel ist frei erfunden – jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen wäre rein zufäl- lig.

Statusverlust und Impotenz

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Wenn’s nicht mehr klappt, ist
guter Rat teuer… ©Stefan_Weis/fotolia.com

Herbert war Abteilungsleiter in einem großen Betrieb, der elektronische Bauteile herstellte. Er ist seit einem halben Jahr arbeitslos, weil seine Firma in Konkurs gegangen ist.

Herbert ist 34 Jahre alt und seit drei Jahren mit Eva, 29, einer attraktiven Chefsekretärin verheiratet. Die beiden führten bislang eine gute Ehe und auch ihre gemeinsame Sexualität ließ nichts zu wünschen übrig.

Von einem Tag auf dem anderen war Herbert jedoch nicht mehr der Liebhaber, so wie Eva ihn kannte: Er litt plötzlich unter vorzeitigen Ejakulationen verbunden mit einer Impotenz, die seine Erek- tionsfähigkeit stark verminderte.

Sex war für beide fortan ein frustrierendes Erlebnis. Eine aufwendige urologische Diagnostik, verbunden mit einer Sexualberatung, erbrachte keine pathologischen Abweichungen: Herbert war organisch ganz gesund.

Mit einem die Potenz fördernden Medikament verbesserte sich zwar seine Impotenz – der vorzeitige Samenerguss konnte aber nicht beeinflusst werden – was ihn seelisch sehr stark belastete. Wegen der ständigen Misserfolge verlor er schließlich jegliches Interesse an sexuellen Aktivitäten. Er zog sich komplett von seiner Frau zurück und vermied sogar harmlose Alltagszärtlichkeiten, was sie sehr traurig stimmte.

Eva konnte mit der ganzen Sache überhaupt nicht umgehen, weil sie nicht wusste, was sie davon halten sollte. Herbert war einfach nicht in der Lage, über seine Problematik Auskunft zu geben. Sie nahm daher stillschweigend an, dass er kein erotisches Interesse mehr an ihr hatte.
Diese Missverständnisse führten ständig zu einer gereizten Stimmung zwischen den beiden, die sich durch Kleinigkeiten in heftigen Streitereien entlud – die tagelang weiter schwelten. Um Abstand von ihrer misslichen Ehe-Situation zu bekommen, entschied sich Eva, für drei Wochen mit einer Freundin in Urlaub zu fahren.

Herbert kannte von seiner Firma her eine Auszubildende, die, jetzt genau wie er, auf der Straße stand und mit der er ab und zu telefonierte. Sabine hatte ihm in der Firma schon immer schöne Augen gemacht und aus einem Gefühl der Einsamkeit heraus verabredete er sich mit ihr auf einen Kaffee. Es kam, wie es kommen musste: Sie kamen sich näher und schliefen miteinander. Vor lauter Aufregung hatte er aber seine Potenzpillen vergessen, was aber gar keine Rolle spielte, denn er hatte eine prächtige Erektion – von einer Impotenz war nichts zu bemerken; auch konnte er durchhalten ohne vorzeitig zu ejakulieren.

Was könnten nun die Gründe sein, die Herbert bei seiner Frau eine Impotenz bescherten – bei Sabine aber nicht zum Tragen kamen? Ganz einfach: Herbert ist kein geeigneter Sexualpartner mehr für seine Frau. Diese Feststellung hat sein Unterbewusstsein getroffen – ganz gegen seinen Willen.

Um den evolutionspsychologischen Mechanismus zu verstehen, der in einem solchen Fall im seelischen Untergrund die Weichen stellt, ist es sinnvoll ins Tierreich zu schauen, weil alle höheren Tierarten dieselben Grundprobleme bei der Fortpflanzung zu bewältigen haben.

Nur die besten Männchen pflanzen sich fort

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Auf biegen und brechen… ©János Németh/fotolia.com

Im Tierreich ist es allgemein so, dass die Männchen sehr stark um die holde Weiblichkeit konkurrieren und diese Rivalität ist es, die sie in der Regel größer und stärker gemacht hat als die Weibchen – und aggressiver.

Männchen müssen sehr schnell von Kampf auf Balz um- schalten können, da es für sie wichtig ist, nach der Vertreibung eines Rivalen sofort der Angebeteten den Hof zu machen – noch bevor ein neuer Konkurrent auf der Bildfläche erscheint.

Ihr Sexualverhalten besteht deshalb aus einer Mischmotivation – neben „Liebesgefühlen” existieren auch immer aggressive Regungen mit einem Hang zur Dominanz – auch den Weibchen gegenüber.

Diese erhören nur die Siegertypen und es ist selbstverständlich, dass diese vor den Weibchen keine Angst haben oder sich ihnen sonst wie nicht gewachsen fühlen. Kommt es doch einmal vor, dass ein Männchen im Tierreich einem Weibchen unterlegen ist, weil es z.B. zu jung und zu unerfahren ist, verliert das Weibchen sofort jede Paarungsstimmung – da es das Männchen nicht für voll nimmt und deshalb für untauglich hält.
Zeitgleich „weiß” dann auch er, dass sie eine Nummer zu groß für ihn ist – was ihm sinnvoller Weise jede Lust nimmt seine Eroberungsversuche fortzusetzen, da sie reine Verschwendung von Zeit und Energie wären. Für so ein Männchen zahlt es sich biologisch aus, sich sofort nach einer geeigneteren Partnerin umzusehen.

Diese uralten stammesgeschichtlichen Anpassungen existieren bei den allermeisten Wirbeltieren und auch bei uns Menschen, und sind der Grund, warum bei den Männern sich erotische Gefühle nicht mit Angst vertragen, aber sehr gut mit Aggression und Dominanz.

Bei den Damen ist es umgekehrt: Ihre Sexualität passt nicht mit Dominanz zusammen, aber in gewisser Weise mit Ängstlichkeit und Unterwürfigkeit (ich weiß: ein ganz gefährliches und heikles Thema – aber dies ist die Ansicht eines völlig neutralen Naturbeobachters, der keine persönlichen Wertungen vornimmt und der vor allem nicht damit zum Ausdruck bringen möchte, dass Männer ihre Ehefrauen in Angst und Schrecken versetzen sollten).

Die Einstellung ist entscheidend

Aber kommen wir nun wieder zu Herbert zurück, unserem Fallbeispiel und seiner Impotenz:

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Alles Sch**** ©pinkyone/fotolia.com

Herbert war schon immer ein strebsamer Mann gewesen, der es im Leben zu etwas bringen wollte. Auf seinen Chefposten war er ganz besonders stolz und sein Selbstwertgefühl speiste sich ausschließlich aus dieser Quelle. Seine Frau hatte zwar auch einen guten Job, aber mit seiner Position konnte sie natürlich nicht mithalten. Der Jobverlust hat Herbert in seinen Grund- festen erschüttert.

Das Alphamännchen ist auf der imaginären Rangleiter bis nach unten gepurzelt. Insgeheim empfindet er eine tiefe Scham gegenüber seiner Frau – so als wäre seine Arbeits- losigkeit auf eigenes Verschulden zurückzuführen.
Dieser Statusverlust macht es für ihn nun unmöglich, eine befriedigende Sexualität mit seiner Frau zu haben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass seine Frau die Situation völlig anders bewertet und in ihm keineswegs den Versager sieht.

Er jedenfalls erlebt auf einer unbewussten seelischen Ebene seine Frau jetzt als übergeordnet und bedrohend und sieht sich selbst als Niete – der es natürlich nicht gestattet ist, mit so einem hochrangigen Weibchen zu kopulieren. Der aktivierte Hemmmechanismus führt zur Impotenz – er drosselt den Blutzufluss in sein bestes Stück und macht es schlaff und funktionslos.

Sex in der Urzeit war manchmal gefährlich

Noch ein Wort zur vorzeitigen Ejakulation:

Die sexuelle Vereinigung ist im gesamten Tierreich ein für das Paar gefährlicher Akt. Kopulierende Tiere sind auffällig und unaufmerksam, was sie leicht zum Opfer von Fressfeinden werden lässt. Dies ist der Grund, warum Kopulationen im Tierreich meist relativ kurz verlaufen.
Beim Menschen hat die Sexualität aber neben der Fortpflanzung noch die wichtige Funktion der Paarbindung. Um den sinnlichen Genuss zu erhöhen, hat die Natur die Sexualität des Menschen mit einer luxuriösen Zeitdauer ausgestattet, die aber in der Urzeit mit dem Risiko behaftet war, dabei von einem Säbelzahntiger gefressen zu werden.

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Harte Zeiten… ©Michael Rosskothen/fotolia.com

Natürlich hat die Evolution einen Weg gefunden, dieses Risiko geringer zu machen: die vorzeitige Ejakulation.

Die vorzeitige Ejakulation ist sehr wahrscheinlich keine Neuerfindung, sondern die Aktivierung des alten vormenschlichen Kopulationsmusters, das sich auto- matisch dann einschaltet, wenn der Mann sich einer bedrohlichen Situation ausgesetzt sieht.

Sah ein Vormensch beim Liebesakt einen anschleichenden Säbelzahntiger, ejakulierte er auf der Stelle und das Paar machte sich schleunigst vom Acker.

Der neuronale Schaltkreis, der für den Ejakulationsreflex verantwortlich ist und der im Sakralbereich des Rückenmarks liegt, wird durch sexuelle Betätigung in Erregung versetzt und durch Angst zusätzlich aufgeladen – was den Liebesakt sofort abkürzt bzw. auch abkürzen sollte.
Es liegt die Vermutung nahe, dass Herbert durch seinen Positionsverlust nun seine Frau so bedrohlich erlebt, als wäre sie selbst der Säbelzahntiger.

Bei der anderen ist er der King – von Impotenz keine Spur

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Der Boss… ©Sue Colvil/fotolia.com

Sabine hingegen sieht er immer noch als das an, was sie einmal war: eine kleine Auszubildende, die ihren Chef anhimmelt. Da er sich ihr gegenüber immer noch als Alphamann sehen kann, besteht der große Rangunterschied weiter, der für ihn so wichtig ist, um sexuell funktionieren zu können.

Das Tückische an der Impotenz ist, dass sie in modernen Zeiten eine Ausweitung erlebt habt, die es in urtümlichen Zeiten sicher so nicht gegeben hat: Die körper- liche Liebe als Ausdrucksform der modernen Leistungsgesellschaft birgt den Keim des männlichen Versagens in sich – der archaische Mechanismus der Impotenz wird aktiviert, durch die Angst, nicht gut genug zu sein – beim Sex.

 

Die Sexualberatung zielt auf den Selbstverstärkungsmechanismus

Eine Impotenz kann sich, wie jede andere körperliche Funktionsstörung auch, durch einen innerseelischen Kreisprozess selber verstärken und aufschaukeln.
Ängste, die diese Symptome auslösen, führen rückwirkend zu einer Verstärkung des Ausgangssymptoms.

Das heißt: die Angst vor Impotenz führt zu Impotenz!

Psychosomatische Funktionsstörungen bestehen deshalb immer aus zwei Anteilen: dem Symptom und seiner neurotischen Selbstverstärkung.

So kann es sein, dass der seelische Auslöser eines psychosomatischen Symptoms wegfällt, ohne dass das Symptom verschwindet – weil der geschlossene Schaltkreis sich selbst am Leben erhält.

Im Rahmen einer Sexualberatung sind diesen Mechanismen bei der Impotenz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es kommt allerdings seltener vor, dass eine Impotenz, wie die bei Herbert, sich so gut mit einem belastenden Lebensabschnitt verknüpfen lässt. Meist leiden die Ratsuchenden schon sehr lange unter der Situation – die ursächlichen Auslöser bleiben dabei oft im Dunkeln. Meist nicht so tragisch, da der sich ständig neu aufladende Kreis-Prozess das alles entscheidende Thema ist.

Als Mann, kein „richtiger Mann” zu sein, ist für alle Männer schrecklich; Impotenz führt zu einer drasti- schen Störung des männlichen Selbstbewusstseins.
Das Selbstbewusstsein eines Mannes ist aber für eine funktionierende Sexualität – wie das obige Beispiel gezeigt hat – von herausragender Bedeutung. Eine Sexualberatung zielt darauf ab, dem Hilfesuchenden Einblick in die Psychodynamik seiner Impotenz zu ermöglichen – in der Vorstellung, seine zwanghafte und stark leistungsorientierte Einstellung abschwächen zu können.

Viagra und Co unterbrechen den Kreislauf

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Die blauen Tabletten… ©Schlierner/fotolia.com

Moderne Medikamente zur Behandlung einer Impotenz können, mit etwas Glück, auch den sich selbst verstärkenden neurotischen Kreislauf außer Kraft setzen – eine Behandlung wäre dann nicht nur symptomatisch. Die Gewiss- heit, mit einem Medikament die Kontrolle über ein so unheimliches Symptom zu haben, wie es eine Impotenz ist, vertreibt schlagartig den Stress beim Sex und die Angst.

Bei einer rein psychogen bedingten Impotenz kann mit einem Anwachsen der Selbstsicherheit oft eine Dosisreduzierung vorgenommen werden. Hat der Betroffene schließlich die Einstellung erreicht, dass es ihm unbedeutend geworden ist – ob es einmal klappt oder nicht – braucht er überhaupt keine medika- mentöse Unterstützung mehr.

In den Zeiten vor Viagra, war es oft sehr schwer und mühselig, eine psychogene Impotenz zu dekonditio- nieren – verhaltenstherapeutische Übungen mit einer geduldigen Partnerin waren das Mittel der Wahl. Es ist sicher mit Viagra vieles leichter geworden. Aber diese Substanzen sind Medikamente, die nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben können – bis hin zu Todesfällen.
Eine kritiklose Medikation – als Lifestyle Droge für jedermann – ist äußerst bedenklich und abzulehnen. Eine Sexualberatung und ein Gesundheitscheck müssen einer Verordnung voran gehen.

Natürlich wird man heutzutage vor jeder längeren Sexualberatung bzw. Therapie einen medikamentösen Versuch machen – den die Betroffenen auch in erster Linie anstreben – weil das so einfach und leicht erscheint.

Sexualberatung bzw. Therapie sind bei einer Impotenz manchmal nötig

Manchmal erbringt die medikamentöse Behandlung keine überzeugende Verbesserung einer Impotenz oder es treten krasse Nebenwirkungen auf, die eine Weiterbehandlung verbieten. In solchen Fällen ist eine Sexualberatung bzw. eine Sexualtherapie nötig, dem Paar zu einer erfüllenden Sexualität zu verhel- fen.

Das Konzept einer Sexualberatung bzw. einer Therapie bei Impotenz hat das Ziel, die Versagens- und Erwartungsängste des Mannes zum Verschwinden zu bringen. Da jede sexuelle Funktionsstörung eines Partners das Paar als Einheit betrifft, ist es unumgänglich, dass auch beide gemeinsam daran arbeiten. Bei einer Impotenz ist es daher ganz besonders wichtig, die Frau zur Kooperation zu gewinnen.
Ziel einer Sexualberatung ist es, das Paar zu Übungen anzuleiten, die am Anfang keinerlei erotischen Charakter haben dürfen.

Impotenz-Dekonditionierung

Streicheln 1 bei Impotenz

Diese Übungen, die zwei bis dreimal in der Woche stattfinden, sollen dem Mann die Erwartungsängste nehmen, die sich sonst bei jedem körperlichen Zusammensein aktivieren. Diese Streichelsitzungen, die am Anfang sogar bekleidet ausgeführt werden können, bestehen aus Berührungen und Streicheleinheiten sowie aus Massagen, die den ganzen Körper einbeziehen – mit Ausnahme der erogenen Zonen.

Streicheln 2 bei Impotenz

Im nächsten Schritt werden bei den Streichelübungen die Genitalregionen mit einbezogen, aber nicht stimuliert. Es soll keine sexuelle Erregung ausgelöst werden. Die Genitalien der Partner und die Brüste der Frau werden wie beiläufig berührt – so wie die anderen Körperteile auch. Die Übungen dauern im Schnitt 30 Minuten; beide wechseln sich mit dem Streicheln ab – einmal er 5 Minuten und dann sie.

Das Wichtigste bei diesen Übungen ist ein absolutes Koitusverbot.

Das Paar darf nicht im Überschwang einer vermeintlichen Sicherheit, der Versuchung erliegen, Ge- schlechtsverkehr zu haben. Die Dekonditionierung der männlichen Versagensängste muss ganz langsam und Schrittweise erfolgen – um Erfolg zu haben. Das Wichtigste dabei ist, dass der Mann Körperlichkeiten genießen lernt, ohne die Angst, dass etwas schief laufen könnte. Es ist sehr sehr wichtig, das spielerische Element dieser Übung zu betonen.

Erkundendes Streicheln bei Impotenz

Bei diesem Übungsschritt wird verfahren wie beim Streicheln 2; die Genitalien werden dabei aber besonders manuell erkundet und inspiziert. Ziel ist es, Sicherheit und Unbefangenheit beim Berühren und Berührtwerden zu erlangen. Auch bei dieser Übung geht es nicht um sexuelle Erregung und Orgasmus. Stellt sich Erregung ein, wird das erkundende Streicheln unterbrochen, bis sie wieder abgeklungen ist.

Stimulierendes Streicheln bei Impotenz

Hier geht es darum mit der Erregung zu spielen: Die Partner stimulieren sich abwechselnd – manuell oder oral – und lassen dann die Erregung wieder abklingen, um erneut zu beginnen. Der Mann soll ohne Angst und völlig unbefangen erleben, dass seine Erregung kommt und wieder verschwindet genau wie seine Erektion.
Nachdem das Spiel dreimal wiederholt wurde, darf das stimulierende Streicheln zu einem Höhepunkt führen.

Einführen des Penis

Die Übungen sollen wieder so durchgeführt werden wie vorher, aber diesmal durch das Einführen des Penis erweitert werden. Es ist dabei nicht entscheidend, wie steif der Penis des Mannes ist; auch im schwach erigierten Zustand kann er von der Frau eingeführt werden. Ziel ist es, die Wichtigkeit einer Erektion nicht in den Vordergrund zu stellen. Nach dem Einführen werden keine aktiven Bewegungen gemacht. War der Penis vorher steif, ist es normal, dass er wieder erschlafft – weil keine Stimulation erfolgt. Das Glied wird zurückgezogen; wieder manuell stimuliert und nochmals eingeführt. Danach können sich die Partner gegenseitig zum Höhepunkt bringen – ohne Penetration.

Der nächste Übungsschritt kann dann den normalen Geschlechtsakt umfassen.

Natürlich ist jede Paarsituation anders und die Sexualberatung muss dem durch ein individuelles Eingehen Rechnung tragen. Manche Paare können zum Beispiel bei den Übungen schneller voran schrei- ten als andere, bei denen vielleicht sogar Zwischenübungen einzuschalten sind. Das Einfühlungs- vermögen des Beraters und seine Intuition sind dabei sehr wichtig.

Es ist aber auch gut möglich, dass die einzelnen Schritte häufiger geübt werden müssen, um den Erwartungsdruck bei ihm restlos zum Verschwinden zu bringen. Da gibt es keine festen Regeln – das ist vom Einzelfall abhängig. Auch Rückfälle können auftreten – dann muss das Paar wieder einen Schritt zu- rückgehen und die Vorübungen wieder aufnehmen.

Das ganze Procedere hat natürlich einen etwas technischen und unerotischen Charakter – das ist leider nicht zu umgehen. Ohne die geduldige Mithilfe seiner Ehefrau wird ein Mann seine Impotenz nicht loswerden. Die Sexualberatung ist deshalb sehr darauf ausgerichtet, die Motivation der Ehefrau hoch zu halten – auch wenn das Ganze etwas schleppend voran gehen sollte.

Impotenz und Paarkonflikt

Es ist gar nicht so selten, dass die Impotenz eines Mannes eine unbewusste Abwehrhaltung wieder- spiegelt, die auf einem tieferen Paarkonflikt beruht. Dann ergeben sich im Rahmen einer Sexualberatung Schwierigkeiten, weil das Symptom für das Paar eine tiefere Bedeutung hat. Männer, die in ihrer Ehe z.B. eine niedere „Rangordnung” einnehmen, haben häufig mit ihrer Erektion Probleme.
Wenn sich das Paar dann daran macht „seine” Impotenz zu beheben, ist die Frau oft nur halbherzig bei der Sache. Ihre überlegene Position lässt es einfach nicht zu, so auf ihn einzugehen, wie es nötig wäre.

Seine Impotenz bleibt bestehen, weil auch in den Übungen das Machtungleichgewicht zum Tragen kommt bzw. verschärft sichtbar wird. Eine Sexualberatung bzw. Therapie kann seine Impotenz dann sogar noch verstärken. In der Sexualberatung müsste dann ein anderer Weg eingeschlagen werden. Es sollten Strategien und Möglichkeiten gefunden werden, die es ihm erlauben, das große emotionale Machtgefälle etwas einzuebnen.

English version: Impotence