Die Nahrungspräferenzen – evolutionäre Psychologie

Menschen mögen Gewürze und Süßes bzw. Fettes

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Gewürze machen unsere Nahrung nicht nur schmackhafter, sie machen sie auch gesünder / Bildmaterial: fotolia.com

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Gewürze spielen bei der Zubereitung der menschlichen Nahrung seit geschichtlichen Zeiten eine wichtige Rolle. Ihre Beschaffung war früher äußerst aufwendig und kostspielig, weil viele dieser Ingredienzien aus tropischen Gegenden kamen oder von entlegenen Inseln. Gewürzpflanzen sind z. B. Paprika, Vanille, Gewürznelke, Pfeffer, Zimt, Zwiebel, Knoblauch usw. Zur Gewürzherstellung eignen sich unterschiedliche Pflanzenteile: Wurzeln, Blütenstände, Samen und Früchte. Der Geschmack und der Geruch von Gewürzen geht meist auf die Wirkung ätherischer Öle zurück, die ein charakteristisches Aroma verbreiten.

Gewürzpflanzen hemmen Mikroben

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Daran kann man sterben… ©Jezper/ fotolia.com

Die allermeisten dieser Gewächse besitzen chemische Bestandteile, die auf eine breite Palette von Mikroorganismen hemmend bzw. abtötend wirken und für tierische und menschliche Zungen streng schmecken. Dies sind die biologischen Abwehrwaffen der Gewürzpflanzen gegen Bakterien, Pilze und hungrige Pflanzenfresser aus dem Tierreich.

Diese natürlichen Antibiotika machen sich Menschen – in wohl dosierter Form – schon seit undenklichen Zeiten zunutze, um nicht durch Essen krank zu werden. Unsere gemeine Zwiebel z.B. tötet Bakterien fast so sicher ab, wie ein Antiseptikum. Knoblauch hilft wahrscheinlich nicht gegen „Vampire” – bringt aber mit einer schönen Zuverlässigkeit reihen- weise üble Mikroorganismen um die Ecke.

Ob die Verwendung von Gewürzen als Nahrungszusätze bzw. als Geschmacksverstärker eine genetische Basis hat, ist nicht gesichert; genauso gut kann dies auf Gewohnheiten beruhen, die sich seit langen bei uns Menschen eingebürgert haben und die auf Erfahrung gründen – vergleichbar der Verwendung von Heilpflanzen, die in vielen Kulturen eine lange Tradition hat.

Interessant ist auch, dass in den heißen Klimazonen unserer Erde diese natürlichen Chemikalien viel stärker zum Einsatz kommen als in den kalten Regionen; und dass Fleisch sehr viel stärker gewürzt wird als Pflanzliches. Die raschere Verderblichkeit der Fleisch und Fisch ausgesetzt sind, dürfte der Grund dafür sein – ganz besonders in den tropischen und subtropischen Zonen.

Auch Kochen macht Bakterien tot

Die Verwendung des Feuers, zum Kochen und Garen, ist nach gesicherten Daten seit 300. 000 Jahren beim Menschen gang und gäbe. Wahrscheinlich hat sie einen noch viel, viel älteren Ursprung.

Gekochtes hat einen großen Vorteil: es ist leichter zu verdauen als Rohes. Durch Einsatz eines „Kochtopfes” konnten unsere Vorfahren schwer verdauliche Pflanzen so zubereiten, dass sie als Energiequelle genutzt werden konnten. Sogar giftige, da Kochen manche Pflanzen–Toxine unschädlich macht. Aber auch Mikroorganismen, unfreiwillig mit in eine urzeitliche Gemüsesuppe geraten, konnten diese Prozedur nicht gut überstehen. „Antibiotische” Gewürzbeigaben – komplettiert von einer „Hitzesterilisation” –, wirkten besonders gut und bescherten unseren Vorfahren leicht Verdauliches und Keimfreies.

„Light” war nicht in – in der Urzeit

Während der gesamten Menschheitsgeschichte – die Moderne ausgenommen – zählte jede Kalorie, die in den hungrigen Mägen unserer Vorfahren verschwand. Für sie war es sehr wichtig wertvolles Futter erkennen zu können. Wertvolles Futter z. B. enthält Traubenzucker – je mehr, desto besser oder auch Fett. Traubenzucker bzw. Glucose ist das „Benzin” für die „Motoren” bei Mensch und Tier. Unser Gehirn z. B. ist ein gigantischer Energieschlucker: Ein Viertel der Körperenergie verbrauchen die gefräßigen Nervenzellen alleine für sich. Soll der Körper Höchstleistungen erbringen, wie z. B. bei der Tour de France, müssen seine Muskelzellen regelrecht in Glucose „baden”.

Aber auch im Ruhezustand muss Glucose ständig verfügbar sein. Raffinierte Regulationsmechanismen in der Leber sorgen dafür, dass immer genügend Zucker im Blut herumschwimmt. Leberzellen können Glucose synthetisieren – wie eine Zuckerfabrik – aus den Aminosäuren tierischer Eiweiße. Günstiger ist es für den Körper und einfacher, wenn die Nahrung bereits große Mengen dieses Energieträgers enthält. Bei Früchten ist das so: Je süßer sie schmecken, desto höher ist ihr Zuckergehalt und desto wertvoller sind sie für die Frugivoren, zu denen auch die menschlichen Vorfahren gehörten.

Die Evolution hat über Jahrmillionen deshalb jene Urahnen von uns „bevorzugt”, die fähig waren, Süßes von weniger Süßem zu unterscheiden. Aber damit nicht genug: Die Evolution legte im Menschen geradezu eine Gier nach süßen Sachen an – um seine Motivation zu steigern, sich dieses wertvolle Futter zu beschaffen und einzuverleiben.

Der empfundene Genuss beim Schlemmen entsteht in jenen Gehirnregionen, die mit dem Belohnungssystem in engem Zusammenhang stehen – das übrigens auch bei allen Süchten eine Schlüsselrolle spielt. Da in einer natürlichen Umgebung allerhöchstens kurzfristig ein Überangebot an Früchten existiert, bestand keine Gefahr, dass unsere Vorfahren – süchtig nach Süßem – einer Verfettung anheim hätten fallen können. Die Natur hat deshalb auch keine Bremse installiert – die ein Stoppsignal setzt –, wenn zuviel des Guten konsumiert wird. Ein verhängnisvoller Fehler in Zeiten, da Süßes, für wenig Geld, in Massen zur Verfügung steht Smilie .

Öliger Brei lässt Neurone feuern

Fette sind wichtige Energieträger

Das geht runter wie Öl… ©EcoPim-studio/ fotolia.com

Seit langem schon existieren Forschungsergebnisse, die belegen, dass wir Menschen sehr stark auf die geschmacklichen Eigenschaften unserer Nahrung reagieren. Vor einigen Jahren nun nahmen sich Forscher vor, die Frage zu beantworten, ob der Mensch auf Konsistenzunterschiede in der Nahrung reagiert. Freiwillige Versuchsteilnehmer wurden mit ihren Köpfen in die Zylinder von Computertomografen gesteckt, die anschließend darüber Auskunft gaben, was sich in den Hirnen der Probanden alles abspielte.
Die Testmischung – das „Versuchsessen” – bestand aus fader, geschmackloser Paste, von wässriger bis öliger Zusammensetzung. Das Ergebnis indes war eindeutig: Menschen reagieren auf Fettiges in ihrem Mund mit guten Gefühlen.

War der Futterbrei für die Testpersonen mit Maisöl angerührt, feuerten Neuronengruppen in Gehirnbereichen, die denen der Geschmackswahrnehmung benachbart sind bzw. die mit ihnen Überlappen. Das heißt, dass in unserem Hirn repräsentative Neuronenbereiche existieren, nicht nur für den Geschmack, sondern auch für die Struktur einer Nahrung.

Und noch etwas anderes hatte man herausgefunden: Starkes Neuronenfeuer stellte sich auch in einem Bereich des Neokortex ein, der aktiv wird, wenn man z. B. eine Tafel Schokolade verdrückt; d.h. auch fetthaltige, ölige Nahrung kann zu „Glücksgefühlen” führen. Ein raffinierter evolutionär psychologischer Mechanismus ist da am Werke, der sicherstellen soll, dass der Mensch danach strebt fetthaltige Nahrung zu ergattern.