Die Ehekrise des Klaus K.

Mit einer Expartner-Zurück-Strategie zum Erfolg – Blog 4

Erklärung

Das Problem all dieser Verhaltensstrategien ist immer dasselbe: Ein verzweifelter Verlassener muss – um Erfolg zu haben – eine gewisse Rolle spielen. Er muss die Gemütsverfassung eines nicht mehr Interessierten bzw. eines Entliebten simulieren. Dies soll verhindern, dass seine starken Gefühle die schwachen des Anderen restlos auslöschen.
Sich mit Liebesbekundungen zurückhalten und kein Überengagement an den Tag legen, das können die Meisten mit ein wenig Selbstdisziplin gerade noch schaffen. Aber leider genügt das in aller Regel nicht! Um wirklich glaubhaft zu wirken und „authentisch”, müssten die Verhaltensweisen noch den Anstrich von Lockerheit und Gleichmut bekommen.

Sehnsucht, Trauer oder Wut spiegeln sich aber unweigerlich in den Augen der Verlassenen und signalisieren den Expartnern, wie bedeutsam sie immer noch für sie sind. Diese unbewussten Körpersignale abzustellen ist nahezu unmöglich, da sie nicht unserer Willkürmotorik gehorchen. So kann es eine verlassene Ehefrau z. B. schaffen, sich ihrem Ex gegenüber heiter und gelöst zu geben – vor „Selbstbewusstsein” nur so strotzend. Aber die in ihren Augen liegende Traurigkeit und Melancholie kann sie nicht verbergen. Dieser Ausdruck steht nun seltsam irritierend im Kontrast zu ihrer gespielten Lockerheit.

Diese Problematik wird für die Verlassenen wesentlich geringer, wenn es gelingt, das ungünstige emotionale Gleichgewicht ein wenig zu ihren Gunsten zu verschieben. Schon ein kleines bisschen Eifersucht auf der anderen Seite kann z. B. ausreichen, sich nicht mehr ganz so unbedeutend zu fühlen und so hilflos. Diese kleinen Geländegewinne können durch eine beratende Unterstützung nach und nach weiter ausgebaut werden. Ist erst einmal ein Anfang gemacht und hat eine positive Rückkopplung durch den Ex eingesetzt, schaffen es manche auch alleine, dieses Spiel weiter zu treiben, um noch mehr Sicherheit, Stärke und emotionale Autonomie zu erlangen – unverzichtbare Attribute für einen Neustart der Beziehung.

Als Klaus K. Nicoles eifersüchtige Besorgnis verspürt, ist er innerhalb von Minuten um Zentimeter gewachsen . Das Geplänkel um diese „Katja” bestreitet er deshalb mit einem völlig veränderten emotionalen Background: Plötzlich kann er pointieren, kleine seelische Stiche versetzen und sich locker als Herr der Situation geben – weil sie es jetzt ist, die bohrt, frägt und wissen will.

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Zehn Tage später, an einem Freitag, war der Tag des „Klassentreffens”; die zwei Kinder waren bei Oma und Opa, Nicole hatte sich mit Kai verabredet und Klaus K. ist in die Nachbarstadt gefahren, um die Zeit rumzukriegen. Beim Frühstück erkundigte sich Nicole anderntags beiläufig, „wie es denn gestern so gewesen war”. Das große Interesse von neulich schien verflogen zu sein; Katja erwähnte sie mit keinem Wort. Klaus K. fühlte sich sofort wieder schlechter. Sein Internet-Coach beruhigte ihn: „Sie hat Katja schon wieder etwas vergessen”, so seine Aussage, „aber, das wird sich ja bald ändern”.

Am nächsten Morgen, es war Sonntag, tönte um 10 Uhr 30 sein Handy: SMS. Nach zweimal Mal hin und her mailen, sagte Klaus K. zu Nicole, dass er jetzt zum Mittagessen leider nicht zuhause sein wird, weil ihn sein Freund Henry überredet hat mit zur Anglerbörse nach X zu fahren. Etwas erstaunt bemerkte Nicole wie ihr Nochehemann „große Toilette” machte; mit allem Drum und Dran. „Man hat ja den Eindruck du bist auf ein Staatsbankett eingeladen – so wie du dich herausputzt”, war etwas spöttisch ihre Bemerkung. Solche kleinen Giftigkeiten schienen Klaus K. aber in seiner aufgekratzten Stimmung gar nicht zu tangieren. Mit betonter Überfreundlichkeit ging er auf dieses und jenes ein, das ihr ständig noch einfiel. Schon bei der Tür hinaus hielt sie ihn abermals auf und bat um einen „ganz kleinen Gefallen”, der ihn einige Minuten seiner Zeit kostete. Klaus K. hatte den Eindruck, dass sie ihn gerade jetzt mit Beschlag belegen wollte – wieso und weshalb war ihm schleierhaft.

Gegen Abend bekam er von Nicole einen Anruf aufs Handy, den Katja augenzwinkernd quittierte, und bei der es ihr um eine Belanglosigkeit ging, die sie Klaus K. offensichtlich unbedingt mitteilen musste. Zum Abschluss kam noch die Frage, wann er denn wieder zuhause wäre, damit sie sich danach richten könne und ob er was zum Essen wolle, wenn er käme…

Der Internet-Coach war zufrieden mit dem Ablauf des Tages; sehr sogar. Wichtig ist, und das betonte er immer wieder, dass Klaus K. weiter seine „Beziehung” zu Katja in aller Heimlichkeit pflegt; mit SMS-Wechseln, die einen leicht konspirativen Charakter tragen und Telefonaten, die auch einmal abrupt enden, wenn es die Situation erfordert. Das Ganze müsste so arrangiert werden, dass allmählich Nicoles Neugier geweckt würde. Sie sollte sich Gedanken darüber machen, ob Klaus K. jetzt ein Techtelmechtel mit dieser Katja hatte oder nicht. Finge sie darüber zum Grübeln an, weil sie unbedingt Klarheit haben wollte, würde sie Gedankenarbeit in eine Sache investieren, die ihren Mann beträfe. Dies wäre günstig, um ihre Gefühle für ihn zu verstärken… Klaus K. sollte diese Inszenierungen aber nicht übertreiben und stets versuchen ihnen einen harmlosen Anstrich zu geben – dies würde sie dann ganz besonders misstrauisch machen.

 Erklärung

Alle Frauen sind ihrer Natur nach sehr neugierige Wesen ! Etwas zu ahnen oder zu vermuten, kann sie innerlich sehr stark beschäftigen. Sie machen sich dann ihre Gedanken darüber und versuchen den Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Wenn dies nicht möglich ist, wird weiter Information gesammelt und Gedankenarbeit geleistet. Dadurch kann eine gewisse Eigendynamik entstehen, die beachtliche Ausmaße annehmen kann.
So führen wiederholte geistige Auseinandersetzungen über ein und dieselbe Problematik – durch mentale Rückkopplungsschleifen – zur Intensivierung der begleitenden Emotionen. Das ist das Kernelement einer jeden Gefühlsverstärkung.
Wenn Klaus K. seine Frau – von heute auf morgen – mit der Existenz einer Freundin konfrontieren würde, wäre das für sie vermutlich eine Art Schock, den sie erst einmal verdauen müsste. Aber, so eine „Schockwirkung” kann auch schnell wieder verpuffen und mehr oder weniger rasch in eine Akzeptanz des Gegebenen münden. Tiefer gehende und länger anhaltende Verlustängste sind so eher nicht auszulösen.

Geheimnisvoll sein und Neugier erzeugen

In dieser Hinsicht kann man sich einiges von der Filmindustrie abgucken: Hollywood-Regisseure verstehen es meisterlich mit ihren Blockbustern das Kinopublikum zu fesseln. Langsamer Aufbau der Handlung und ein schrittweiser Anstieg der Spannung sind die Elemente moderner Film-Dramaturgie.
Erst die allmähliche Entwicklung eines Spannungsbogens macht es möglich, dass der Zuschauer wie magisch in die Handlung dieser Streifen hineingezogen wird. Nur wenn Verzögerungen und Unvorhersehbarkeiten mit von der Partie sind, erreichen die Gefühle unserer menschlichen Spezies ungeahnte Größen.

Wenn Sie, sehr verehrte Leserinnen und Leser, ihre Partner ähnlich „fesseln” wollen, müssen Sie sich dieser Dramaturgie bedienen !

Bei unserer lieben Nicole K. wurden diese Effekte planmäßig hervorgerufen – durch eine ausgeklügelte Strategie und eine hervorragenden Umsetzung. Als damals Katja wegen dem Klassentreffen angerufen hatte, war sie etwas beunruhigt, weil sie wusste, dass Katja einmal die Jugendliebe ihres Mannes gewesen ist. Danach verblasste dieser Effekt wieder, aber in ihrem Unterbewusstsein blieb die Sache natürlich „hängen”. Die Kurzmitteilungen zwei Tage nach dem „Klassentreffen” und sein „komisches Verhalten”, als er sich angeblich mit Henry verabredete, führten zur raschen Vertiefung und Verstärkung ihrer ehemaligen Befürchtung; plötzlich schrillten in Nicole K. alle Alarmglocken und sie wusste nicht einmal so recht warum !

Als er sich sonntags so gut gelaunt herausputzte, wollte sie seine Gefühle durch allerhand kleine Tests überprüfen: Er sollte ihr die eine oder andere kleine Frage noch beantworten, bevor er das Haus verließ oder noch ganz kurz etwas erledigen usw. Nicole checkte damit ihre Einflusssphäre auf ihn – sie wollte prüfen, inwieweit sie noch Macht über ihn hatte. Aber sie gelangte zu keinem befriedigenden Ergebnis. Nicole bekam den Eindruck, dass seine gute Laune so dominant sei, dass nichts sie eintrüben konnte. Klaus K. reagierte nämlich betont fürsorglich und verständnisvoll auf ihre lästigen kleinen Bitten, aber in einer Art, die ihr gar nicht schmeckte: Mit übertriebener Höflichkeit und Besorgtheit, so wie Erwachsene sich Kindern zuwenden, die mit etwas nicht zurecht kommen.

Nicole K. macht sich Gedanken

Nicole fing nun an ihren Klaus zu beobachten – um endlich Klarheit zu bekommen. Die Verhaltensstrategie war aber so aufgebaut, dass ihr manchmal „unbewusst” signalisiert wurde, dass ihre Befürchtungen unbegründet sind. Ein andermal wiederum „ertappte” sie ihn „zufällig” bei einer „Heimlichkeit” und dann war ihr sonnenklar, dass da doch etwas ist. Anderntags war sie schon wieder nicht mehr so sicher und meinte, sich das alles nur einzubilden.
Schließlich war sie so verwirrt, dass sie nicht mehr wusste, was sie glauben sollte. Natürlich sprach sie ihn darauf an, aber er fragte „frech” zurück, ob sie denn meinte, auf diese Frage ein Anrecht zu haben. Nach Augenblicken ihrer Verwirrung sagte er dann – mit einem breiten Lächeln im Gesicht –, dass es niemanden in seinem Leben geben würde und dass er sie schon rechtzeitig davon in Kenntnis setzen würde, wenn er eine Trennung wollen würde… Nicole kannte ihren Klaus K. so nicht…

Sie glaubte, dass er seine Liebschaft verheimlichen wolle, um vielleicht irgendwann – unbelastet – mit ihr wieder einen Neuanfang zu starten; dann, wenn das mit ihr und Kai vorbei wäre. Was aber, wenn er sich schließlich in diese Katja wieder so verlieben würde wie in seiner Jugendzeit? Dann stellt er ihr vielleicht den Stuhl vor die Tür, gerade dann, wenn sie zurück zu ihm wollte. An diesen Gedanken dachte sie nämlich in letzter Zeit häufiger. Eigentlich machte sie sich um ihren Ehemann zurzeit mehr Gedanken als um ihren Liebhaber. Zweimal schon sagte sie Dates mit ihrem Kai ab, weil sie nicht in der richtigen Stimmung dazu war… Der verstand sie natürlich gar nicht und machte Druck…Ihre Antwort war: Irgendwie wird mir das Alles zuviel in letzter Zeit !

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Daumenschrauben werden angezogen

Der Internet-Coach hatte, wie der Regisseur eines Hollywoodfilms, die nächste Steigerungsstufe im Auge: Nicole müsste jetzt einmal erfahren, dass es wirklich eine Andere gibt in Klaus K.s Leben; aber nicht durch Klaus K. selber, sondern von dritter Seite. Aber wie könnte man das arrangieren? Hier kam der Zufall zu Hilfe, in Gestalt eines Telefongespräches, das Nicole mit einer Tennisfreundin führte. Zwischen Tür und Angel bekam Klaus K. mit, dass der Schwager der besagten Dame in einem bestimmten Restaurant seinen Geburtstag feiern wird. Das war die Gelegenheit: Klaus K. bestellte einen Tisch nahe des Nebenraumes, in dem die Geburtstagsfete steigen sollte.

Beide waren sie nervös – Katja und er –, galt es doch nun ein Liebespaar zu sein. Händchenhaltend bei einem Glas Roten, warteten sie darauf entdeckt zu werden. Und es passierte! Die Freundin blickte verdutzt und verstört und wandte sich dann abrupt Richtung Toilette. Beim Retourweg saß das „Liebespaar” artig ein Stück weit weg voneinander und tat verlegen. Aber die Andere hatte genug gesehen; noch im Lokal zückte sie ihr Handy und wählte zittrig Nicoles Nummer…

Als Klaus K. nach Hause kam, saß ruhig, eisig und blass seine Frau im Fernsehsessel. „Anscheinend weißt du es schon” war seine Eröffnung, „ich war mit Katja ein Glas Wein trinken und da war plötzlich diese Doris… Ich weiß nicht was sie dir erzählt hat, aber da war nichts weiter dabei; und außerdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig, mit wem ich meine Zeit verbringe”. Ein Wort gab das andere. Obwohl Klaus K. alles andere als wütend werden wollte – weil ja im Grunde alles nach Plan lief – wurde er es dennoch. Sein ganzer Frust kam wieder hoch: „Sie war ja diejenige gewesen die fremdging; wegen ihr ging es ihm so dreckig; um ihre Liebe wieder zu erringen machte er diese ganze Schei…; wie konnte sie es überhaupt wagen ihn derart anzugreifen”.

Da die Kids bei den Großeltern schliefen, schenkten sie sich nichts an diesem Abend, die Eheleute Nicole und Klaus K…Das Ganze gipfelte in der Aussage von ihm, dass er ab morgen in einem möblierten Zimmer seine Unterkunft haben würde; außerdem erklärte er seine Ehe für beendet…

Klaus K. zieht aus

Am anderen Tag telefonierte er mit seinem Internet-Coach und beichtete das Aus-Dem-Ruder-Laufen der ganzen Geschichte. Der schien mit der Entwicklung aber alles andere als unzufrieden zu sein. Diesen Optimismus konnte Klaus K. nun absolut nicht teilen. Heftige Angst packte ihn, gerade das Gegenteil von dem zu erreichen, was er eigentlich wollte. Er bereute schon den Coach überhaupt engagiert zu haben. „Mag sein, dass diese Spielchen bei Anderen vielleicht funktionieren, aber bei mir, da wird der Schuss nach hinten los gehen”, waren seine unausgesprochenen Gedanken. Der Berater verspürte seine Missstimmung und bat Klaus K. Katja möge ihn anrufen und ein Gespräch mit ihm haben. Sie war es dann auch, die ihn wieder aufrichtete und zum Weitermachen motivierte.

Klaus K. grübelte sich wegen seines angekündigten Auszuges „zu tote”. Er war schon wieder soweit, dass er lieber bleiben wollte, als diesen Schritt zu wagen. Aber Katja und der Internet-Coach blieben hart: Er muss das jetzt tun und durchziehen…
Das mit den Kids gab das nächste Drama: Sie beruhigten sich erst, als Klaus K. ihnen vermitteln konnte, dass sie dann zwei Wohnungen hätten und sie einmal hier und einmal da schlafen konnten. Die Umdeutung seines Auszuges in eine eher abenteuerliche Geschichte brachte für die Kinder dann eine erträgliche Wendung des Dramas. Natürlich entsprach ein möbliertes Zimmer nicht so deren Erwartung, aber als sie in der zweiten Nacht bei ihrem Papi auf am Fußboden schlafen durften, war das Ganze irgendwie schon etwas Feines für sie…

 

Erklärung

Wenn eine Ehe so auf Messers Schneide steht, wie die von Klaus K., dann ist die emotionale Distanzierung des Verlassenen von seinem Partner die oberste Prämisse. Diese Distanzierung ist am Wirkungsvollsten durch eine räumliche Trennung des Paares zu erreichen. Die relative oder absolute Kontaktlosigkeit, die eine solche Situation mit sich bringt, verbessert automatisch die Machtbalance dieser gestörten Beziehungen – wenn Verlassene sich einigermaßen richtig verhalten.
Wie jeder einsehen wird, kann ein möglicher Neustart dieser „angeknacksten” Beziehungen nur dann erfolgen, wenn die Partner wieder eine gemeinsame emotionale Ebene finden. Oder, wenn sie annehmen, dass so eine gemeinsame Ebene bei ihnen existiert. Oder noch präziser: Wenn die Verlassenden glauben, dass – wider Erwarten – doch so eine Ebene vorhanden ist. Die Existenz dieser Ebene machen sie an Gefühlen wie Wehmut, Schmerz und Traurigkeit fest, die manchmal nach erfolgter Trennung und Distanzierung in ihren Herzen aufsteigen.

Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie schwer es mir manchmal doch fällt, diese Thematik einem interessierten Leser gut verständlich zu vermitteln; dann befällt mich die Sorge, missverstanden zu werden…
So hoffe ich, liebe Besucherinnen und Besucher, dass Sie noch einige weitere Texte auf meiner Website lesen werden, die sich mit den Themen „Macht” und „emotionale Polarisierung in der Zweierbeziehung” befassen; Sie werden die Problematik darin von verschiedenen Seiten beleuchtet sehen, und dadurch ein besseres Verständnis der Psychodynamik erlangen. Bleiben dennoch irgendwelche Verständnisschwierigkeiten bei Ihnen zurück, können Sie mir Fragen zu den theoretischen Überlegungen stellen; ich werde Sie gerne beantworten. Aber nun wieder zurück zur eigentlichen Problematik:

Es ist ganz wichtig, um Respekt und Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen, dass so schwerwiegende Entschlüsse, wie ein Auszug aus der gemeinsamen Wohnung, auch durchgezogen werden, wenn man sie einmal angekündigt hat. Sonst gilt man bei der anderen Seite als „Umfaller”, den man in Zukunft nicht mehr Ernst nimmt. Man sollte vielleicht nicht gleich eine große Wohnung anmieten, sondern eher mit einer kleinen Bleibe vorlieb nehmen, um einen späteren Weg zurück nicht noch durch „technische” Probleme zu erschweren.

Neustart nur vom gemeinsamen Nullpunkt

Um eine gleiche Augenhöhe zwischen Verlassenen und Verlassenden herzustellen, ist eine längere Kontaktsperre das Mittel der Wahl. Nur wenn dieser Gleichstand zwischen den Parteien erreichbar ist, kann sich ihr Expartner wieder neu in Sie verlieben (wenn überhaupt); Sie würden dann mit ihm gemeinsam vom Nullpunkt starten; Kopf an Kopf sozusagen.
Ihr Expartner befindet sich aber schon eine längere Zeit an diesem Nullpunkt – sonst hätte er ja die Trennung nicht angestrebt; da hat er Ihnen gegenüber einen großen Vorsprung. Nun müssen auch Sie diesen emotionalen Nullpunkt ansteuern – sonst könnt ihr niemals gemeinsam starten.
Das Problem ist nur: Sie stehen nicht an diesem ominösen Nullpunkt, weil Sie ihren Ex ja noch lieben. Wahrscheinlich jetzt – durch den Trennungsschmerz verstärkt – noch viel mehr lieben; und nun sage ich Ihnen, Sie sollen sich auf diesen schweren Weg zum emotionalen Nullpunkt begeben. Na ja, zumindest Ihr Expartner müsste glauben, dass Sie auf den Weg dorthin sind, bzw. dass Sie an Ihrem emotionalen Nullpunkt angekommen sind.

Echter „Cut” am Wirkungsvollsten

Noch einmal: Interessant werden können Sie für Ihren Ex erst dann wieder, wenn er glaubt, dass Sie sich vollkommen entliebt haben; dann stehen Sie für ihn am Nullpunkt. Weil Ihr Ex Sie aber leider so gut kennt und Ihnen ihre Gefühle an der Nasenspitze ansehen kann , jedenfalls die, die Sie für ihn hegen, müssen Sie in die Verbannung der Kontaktsperre – damit er nicht mehr erkennen kann, an welchem Punkt Sie emotional stehen. Nach Wochen der Kontaktlosigkeit könnte er es sich vorstellen, dass Sie innerlich aufgegeben haben und am Punkt Null angekommen sind…

Wohnen Sie weiter mit Ihrem Trennungspartner zusammen, ist das nicht leicht zu verwirklichen. Aber mit eiserner Konsequenz und viel außerhäusigen Aktivitäten ist auch das machbar. Wenn Sie getrennt voneinander wohnen, haben Sie es viel, viel leichter. Wichtig ist, dass Organisatorisches in einer neutralen Atmosphäre besprochen und verhandelt werden kann, denn die ganze Kontaktsperre verliert ihren Sinn, wenn Sie bei diesen seltenen Gesprächen jedes Mal vor lauter Verzweiflung die Nerven verlieren. Sollten Sie da sehr anfällig sein, müssten Sie ihren Expartner eine zeitlang meiden wie die Pest .

Wenn sich Trennungspaare für eine gewisse Zeit nicht hören und sehen oder nur wegen sachlicher Themen Kontakt zueinander haben, kann das stark entlastend auf die unter Hochspannung stehenden Protagonisten wirken; zumindest auf den, der die Beziehung aufgeben möchte – und der ist der Entscheidende, weil er es ist, der die Macht hat.

Dem Anderen, in unserem Fall Klaus K., tut Abstand natürlich auch sehr gut; aber die Sorge, wie es wohl weiter geht und wie sich seine Ex ihm gegenüber in Zukunft verhalten wird, wird ihn sehr stark zusetzen und in der Einsamkeit seiner neuen Bleibe für lange Grübel-Sitzungen sorgen.