Frage zum Thema „Freundschaft“

Wie soll ich mich verhalten, wenn mein Ex auf Freundschaft machen will?

Herr Marcel E. schreibt: „Lieber Beziehungsdoktor, meine Freundin hat sich von mir getrennt. Ich liebe sie aber noch über alles. Sie will mit mir eine Freundschaft aufbauen. Ich weiß nicht ob ich das schaffe. Wie ist das mit einer Freundschaft?“

Wenn eine Beziehung zu Ende gegangen ist und der Rosenkrieg ein Paar nicht restlos zerstört hat, kommt es oft zum Angebot des Verlassenden, in Zukunft eine Freundschaft zu halten. Drei verschiedene Motivationen können bei einer Freundschaft eine Rolle spielen, aber Verlassene werden wohl kaum je dahinter steigen, was den Anderen umtreibt, wenn er solche Angebote macht.
Der Ausspruch: „Lass uns gute Freunde bleiben“, kann vom Verlassenden einfach nur so dahergeredet sein, um dem Verzweifelten einen winzigen Lichtblick zu lassen – als kleine Tröstung sozusagen – in schwierigen Zeiten. Solche halbherzigen Zusagen stellen für die Verlassenden auch kleine Gewissenserleichterungen dar – haben sie doch viel Kummer und Leid über ihre Expartner gebracht.
Sonderlich ernst nehmen diese „Exen“ ihr Angebot aber nicht: Berufen Verlassene sich auf die „Freundschaft“, weil die Sehnsucht sie umbringt, rücken viele mit scheinheiligen Argumenten wieder ab, gut Freund zu sein und sich hin und wieder einmal treffen zu wollen. Die Verlassenen fühlen sich erneut gedemütigt und zurückgestoßen.
Andere Verlassende, auch solche mit einer neue Liebe, haben sich fest vorgenommen, weiterhin Kontakt zu ihrem Ex zu halten, weil er ihnen als Mensch und Kamerad einfach so unersetzlich erscheint. Diese Verlassenden nehmen das Angebot mit der Freundschaft ernst, plagt sie doch ehrlich der Gedanke, in Zukunft keinen Kontakt mehr zu ihrem Expartner zuhaben.
Eine dritte Gruppe frisch verliebter Trennungspartner will sich mit der Option einer Freundschaft ein Hintertürchen offen halten, weil viele doch mächtig Bammel haben und nicht wissen, wie ihre neue Beziehung so laufen wird. Da ist es sehr, sehr beruhigend, den Ex als guten Freund noch im Dunstkreis zu haben, mit seiner unverbrüchlichen Liebe – einem Auffangnetz gleich –, sollte es zum Absturz kommen.

Für dieses Sicherungsdenken ihrer „Exen“ zahlen Verlassene oft einen hohen Preis: Fest hängend in der Warteschleife – hoffend und bangend –, harren manche aus bis zum Sankt Nimmerleins Tag.
Geschickt nutzen Verlassende oft die Schwächen ihrer Expartner, um deren Loslösung zu verhindern. Diese fühlen sich selten einmal wirklich gut, denn das was sie „bekommen“, ist zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel. Manche verbringen ewige Zeiten auf diesen Warmhalteplatten – derweil rauscht das Leben an Ihnen vorbei wie im Fluge…
Wenn ihr Expartner sich von Ihnen getrennt hat – sehr verehrte Leser –, Sie ihn aber noch lieben und wieder zurück haben wollen, dürfen Sie sowieso nicht auf seinen Vorschlag eingehen, eine Freundschaft mit ihm zu halten, die sich nahtlos an die Trennung anschließt – sie können ja sonst keine wirksame Kontaktsperre realisieren.
So sollten Sie ihm einfach erklären, dass Sie Zeit brauchen, um das Beziehungsende zu verarbeiten und dann werden Sie sehen, ob eine Freundschaft möglich sein kann oder nicht.

Eine Freundschaft zwischen Expartnern ist immer eine komplizierte Angelegenheit und eigentlich nur zu realisieren, wenn keine romantischen Gefühle mehr vorhanden sind. Andererseits bietet eine Freundschaft aber auch die Möglichkeit sich langsam wieder anzunähern. Freundschaften entpuppen sich immer dann als zweischneidiges Schwert, wenn der Verlassene beständig darauf lauert, dass sein Expartner wieder „anspringt“. Geschieht Nichts in dieser Richtung, wachsen Frust und Enttäuschung, und führen zu Spannungen unter den „Freunden“.

Sollten Sie in so einer vertrackten Situation feststecken liebe Leser, wird es schwierig für Sie, einen Absprung zu schaffen – um den endgültigen Schlussstrich ziehen zu können. Man ist dann geneigt immer weiter zu machen, angetrieben von der Hoffnung, dass es mit der Liebe doch noch klappen könnte. Um aus dieser Falle herauszukommen, sollte man sich ein zeitliches Limit setzen, eine Deadline sozusagen, nach der man dann endgültig das Handtuch wirft, wenn nichts Einschneidendes passiert ist.