Frage zum Thema „Trennung“

Die Vernunft vollzieht die Trennung obwohl das Herz noch liebt

Frau Katja M. schreibt: „Herr Ittner, mein Mann hat die Trennung vollzogen, obwohl er mich noch liebt. Wie lange sollte ich denn in so einem Fall die von Ihnen propagierte Kontaktsperre aufrechterhalten?“

Stellt jemand so eine Frage wie die Katja, hat er oder sie schon ziemlich viel Mist gebaut in der Beziehung oder ist ein richtiger A….lochtyp oder eine dumme Zicken-Tussi 😉 .
Wenn Leid geplagte Partner in solchen Fällen das Handtuch werfen, kann man sie nur beglückwünschen zu ihrem Entschluss. Aber von allen Unglücklichen haben die zu Recht Verlassenen noch die größte Aussicht ihre Partner zurückzuerobern, weil ihre „Exen“ noch Gefühle für sie haben – und oftmals nicht zu knapp. Vor allem wenn es das erste Mal ist, dass es zu einer Trennung gekommen ist, sind viele nach einiger Zeit wieder bereit, sich umstimmen zulassen, weil ihr Herz anfängt, sich nach dem „unmöglichen“ Gefährten zu sehnen. Gab es aber häufiger schon Trennungen und Versöhnungen, aber keine Verbesserungen in der Beziehung, kann es sein, dass der fortwährend Enttäuschte irgendwann sagt: „Schluss, aus und vorbei“. Und das war’s dann!

Hört er in der Folgezeit konsequent auf seine Vernunft und ignoriert dabei sein Herz, kann er es schaffen, über Wochen und Monate – ähnlich einem abstinenten Süchtigen – eine krankmachende Beziehung zu überwinden.
Aber wie schon gesagt liebe Leser, wenn es das erste Mal ist, dass ihr Partner sie verlässt, weil Sie so ein „Idiot“ sind, stehen Ihre Chancen nicht schlecht, dass er sich wieder umstimmen lässt, weil sein Herz ja immer noch an Ihnen hängt. Aber verdient hätten Sie es nicht 😉 !

Wahrscheinlich war irgendeine „Blödheit“ Ihrerseits der Anlass, dass Ihr Partner alles hingeworfen hat. Sicher war das Finale tränenreich und affektgeladen. Ihr Partner ist gegangen – voller Wut und Hass – und hat Sie ratlos und nachdenklich zurückgelassen. Wenn das so gewesen ist, dann müssen Sie eine zeitlang Abstand halten, eine Woche vielleicht, um seinen Zorn verrauchen zu lassen.
Dann schreiben Sie ihm einen Brief – in diesem Fall darf es sogar ein handschriftlicher sein –, voller Demut und Zerknirschung und bitten höflichst um Vergebung. Das sind natürlich nichts als Worte – aber es ist ein Anfang – immerhin. Später müssen Sie ihm eine gute Beziehungsperspektive anbieten, als Köder sozusagen und dann alles daransetzen, sie auch Wirklichkeit werden zu lassen. Ihr Partner muss so bald als möglich das Gefühl bekommen, dass es okay war, sich von Ihnen wieder beschwatzt haben zu lassen.

Eines möchte ich Ihnen nach meiner Erfahrung noch sagen: Wenn ihr keine Paartherapie macht, oder jeder eine Einzeltherapie, werden sich ganz allmählich die alten Verhaltensmuster wieder einschleichen; ziemlich sicher – trotz aller guter Vorsätze.
Sie sollten sich grundsätzlich einmal fragen, warum Sie sich immer Partner suchen, bei denen Sie den A…lochtypen spielen können oder die blöde Zicken-Tussi. Ihre Partnerin bzw. ihr Partner sollte sich fragen, warum sie sich immer und immer wieder Typen zuwendet, die nicht gut für sie sind, bzw. er sich Frauen sucht, die ihm schließlich auf der Nase herumtanzen und ihn unglücklich machen…

Die kommerziellen „Ex-Zurück-Ratgeber“, die ich so überflogen habe und die im Netz ja allerorten ihre „Dienste“ anbieten, berücksichtigen nicht die Variante einer Trennung aus vernünftigen Erwägungen. Diese Ratgeber sprechen sich immer für strenge und konsequente Kontaktsperren aus, die aber nur auf Trennungsfälle anwendbar sind, bei denen einer der Partner seine Gefühle verloren hat. Nur in solchen Fällen ist eine strikte Kontaktsperre das Mittel der Wahl! Im andern Fall ist eine Kontaktsperre schädlich und kontraproduktiv!

Ich weiß, dass ich mit diesem Hinweis jetzt bei so manchen von Ihnen für lange Grübelstunden sorgen werde, aber es hilft nichts, ich muss Sie darauf hinweisen, wenn ich Sie umfassend informieren will. Nur dürfen Sie die beiden Varianten nicht verwechseln: Der Eine geht, weil er keine Gefühle mehr hat; der Andere, weil sein Verstand sagt, dass es besser ist wenn er Schluss macht, obwohl sein Herz noch liebt. Manchmal liegt auch eine Mischung der beiden Varianten vor – was natürlich ganz besonders ungünstig ist.

Als ganz grobes Unterscheidungskriterium könnte gelten: Sind Sie der Ansicht, dass Sie ihren Ex öfter mit Ihren Verhaltensweisen genervt haben und er sich darüber beschwert hat, dass Sie ihm die Luft zum Atmen nehmen und dass ihm in der Beziehung alles zu eng geworden ist und er deshalb keine Lust mehr hat, dann haben Sie mit ihrem Tun seine oder ihre Gefühle in den Keller gedrückt; dann liegt der Fall eins vor. Ist es unter diesen Aspekten zu einer Trennung gekommen, müssen Sie unabdingbar eine lange und konsequente Kontaktsperre einhalten, um wieder interessant werden zu können.

Hat sich Ihr Expartner hingegen häufiger beschwert, dass er in seiner Beziehung zu kurz gekommen ist oder dass er sich vernachlässigt gefühlt hat, dann waren Sie zuwenig engagiert. Dann liegen hierin die Gründe für sein Aufgeben;
dann ist der Fall zwei gegeben. Manchmal lieben diese Vernachlässigten noch – wenn sie sich zu diesem Schritt entschließen –, weil nur die Vernunft der Antreiber für ihr Handeln ist. Oft hat aber auch eine frustrierende Beziehung, über Jahre hinweg, die Gefühle ausgelöscht. Dann ist die Trennung irreversibel, weil Verstand und Gefühl in dieselbe Richtung weisen; dann müssten Sie das akzeptieren und so annehmen.