Die Trennungstypen

Es gibt den Trennungstyp 1 und den Trennungstyp 2

Saskia trennt sich nun endgültig…

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Saskia kam zu ihrem Lebensgefährten um Schluss zu machen, endgültig. Es hatte keinen Streit gegeben zuvor und keine Tränen – die hatte sie schon alle lange vorher geweint. Der Schlag kam überraschend für ihn, allerdings war es überraschend, dass es ihn so überrascht hat.

Er hätte das doch kommen sehen müssen. Das ging ja jetzt schon Jahre so, dass sie unzufrieden mit ihrer Beziehung war. Saskia wurde vor kurzem 32 Jahre, 6 Jahre war sie nun mit ihm zusammen. Sie liebte ihn sehr; auch jetzt liebte sie ihn noch, als sie ihm das Aus vor den Latz knallte. Sie hatte es sich lange überlegt, viele Wochen und Monate sind vergangen mit diesen Grübeleien. Sinnlose Monate in denen nichts vorwärts ging; jedenfalls nichts, das zählbar für sie gewesen wäre.

Saskia wollte heiraten, Saskia wollte ein Nest bauen und Kinder in die Welt setzen, wie es ihr ihr inneres Programm auftrug. Aber er, Kai, 34, zog nicht mit. Er war vom Ehrgeiz gepackt, schnell ganz nach oben zu kommen; er wollte Karriere machen, wollte es allen zeigen, wollte vielleicht seinen Managerjob noch mal wechseln, wenn sich eine gute Chance dazu bot. Wollte sich alle Wege noch ein Weilchen offenhalten, um das Beste für sich dabei herauszuholen, und natürlich auch für sie, was er immer wieder betonte.

Saskia glaubte ihm schließlich nicht mehr, sie ahnte, dass er sich im Grunde gar nicht Frau und Kinder wünschte. Er wollte nur ein weibliches Wesen in seiner Reichweite haben, für die schönen Stunden, auf die kein Mann gern verzichten mag.

Als sie hastig ihre Sachen zusammensuchte, die bei ihm herumlagen, war er noch cool und machte auf stark. Zwei Tage später ist er wie aus heiterem Himmel zusammengebrochen, weil ihn Heulattacken schüttelten wie einen kleinen Jungen…

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Saskia verkörpert den Trennungstyp 2, weil sie ihren Lebensgefährten verlassen hat, obwohl sie noch tiefe Gefühle für ihn hat. Einfach weil sie zu der Überzeugung kam, dass ihre Lebensmodelle nicht kompatibel sind und sie nur sinnlos Zeit verliert mit ihm. Zeit, die ihr nach hinten fehlt, wenn sie sich was Neues aufbauen wollen würde, denn ihre biologische Uhr tickte unüberhörbar, da sie sich nach Kindern und Familienleben sehnte.

Diese unglückliche Verbindungskonstellation ist am häufigsten, wenn ich es bei meiner Beratertätigkeit mit dem TT 2 zu tun habe. Natürlich kann es hin und wieder auch einmal ein Mann sein, der das Handtuch wirft, weil seine große Liebe nicht so erfüllend ist, wie er das gerne hätte. Aber insgesamt gesehen ist der Trennungstyp 2 doch eher selten.

Der Trennungstyp 1 dagegen ist sehr häufig. Hier sind nicht unglückliche Umstände da, die eine erwünschte Beziehung verunmöglichen, hier sind es die Gefühle selber, die im Laufe der Beziehung immer weniger werden und die dann den einen Partner veranlassen die Trennung auszusprechen.

Wenn man um seinen Partner kämpfen möchte, wenn man die kleine Chance nutzen will, die vielleicht noch existiert ihn wieder „umzudrehen”, dann muss man bei diesen beiden Varianten unterschiedlich agieren.

Der Trennungstyp 2 braucht – nach einem völligen in Ruhe lassen von vielleicht ein oder zwei Wochen – in einem Gespräch vermittelt, oder durch eine aussagekräftige E-Mail, eine tragfähige und glaubwürdige Beziehungsperspektive, die ihm vielleicht seinen Entschluss noch einmal überdenken lässt. Hier kann der Verlassene sich ins Zeug legen und um Vergebung bitten, weil er bis zum Zeitpunkt der Trennung meist der emotional Überlegene war und der Andere der, der mehr liebte.

Hat man jedoch einen Trennungstyp 1 vor sich, also einen Ex, der seine Gefühle zum Großteil verloren hat, dann muss man ihn auch erst einmal in Ruhe lassen und eine strenge Kontaktsperre einhalten, jedenfalls aus Sichtweise des Verlassenen. Das bedeutet für die Praxis, dass der Verlassene niemals von sich aus den Kontakt zu seinem Expartner herstellen sollte, es sei denn es gilt etwas Organisatorisches zu besprechen, oder etwas das die Kinder betrifft.

Sollte der Expartner von sich aus die Kontaktsperre brechen, dann wird höflich aber distanziert darauf reagiert und er danach wieder sanft bei Seite geschoben. Eine Kontaktsperre sollte sieben, acht Wochen dauern. Wenn es keinen zufälligen Kontakt gibt bzw. wenn der Verlassende nicht wieder auf den Verlassenen zugeht, dann kann dieser versuchen mit einem kleinen Pling die Eiszeit zu brechen. Aber nicht vor der achten KS-Woche.