Die Online-Sexualberatung – Thema: Gerontophilie

Gerontophilie – die Liebe zu älteren Damen

Der ist zu beneiden… ©Anja Roesnick & Minerva Studio/fotolia.com

Wenn ein flotter, angegrauter älterer Herr eine attraktive junge Biene spazieren führt, ist er der Bewun- derung sicher, die ihm seine Geschlechtsgenossen entgegenbringen.

Allgemein wird gemutmaßt, dass ein stolzes Bankkonto ihm diesen Fang ermöglicht hat. Aber das ist nur die halbe Wahrheit – obwohl das na- türlich unbestrittener Maßen mit dazu gehört.

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                                       Älterer Typ und junge Biene passt

Männer der Oberschichten, in Spitzenpositionen mit Macht und Einfluss, üben eine magnetische Wirkung auf die Damen aus – auch wenn sie ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel haben.

Diese Attraktion hat tiefere biologische Hintergründe und existiert deshalb in den Köpfen der Frauen schon seit vielen Jahrmillionen: Denn – die Gene solcher Supertypen, in der Sprache der Biologie heißen sie Alphamänner, sind besonders wertvoll.

Die Evolution hat es deshalb als wichtig „erachtet”, diesen Prachtexemplaren gute Vermehrungs- möglichkeiten einzuräumen, mit dem „Hintergedanken”, dass die Sprösslinge in die Fußstapfen ihrer Erzeuger treten.

Weil dieses System so erfolgreich war, haben sich seit ewigen Zeiten bei den Damen Gene angereichert, die ganz kribbelig werden, wenn sie auf diese Spezies von Männern treffen. Dass dieser Typ Mann es bekanntermaßen mit der Treue nicht so genau nimmt, scheint keine abschreckende Wirkung auf die Frauenwelt zu haben. Das Don-Juan-Gen in den Alphamännern, ebenso von der Evolution installiert, erfreut sich deshalb einer regen Verbreitung.

Reife Dame und junger Mann passt nicht

Schlendert eine Reife Lady Anfang fünfzig eng umschlungen mit einem Mittdreißiger durch die Gegend, löst das, auch in modernen Zeiten noch, Verwunderung aus – weil das doch eigentlich nicht normal ist. Auch in diesem Fall wird gemutmaßt, dass die Dame einiges flüssig machen wird, um ihren jugendlichen Liebhaber bei der Stange zu halten. Obwohl es sicher Gigolos gibt, die danch trachten, die Liebe einer Frau ausbeuten, ist das in der Mehrzahl der Fälle sicherlich nicht so.

Aber warum stößt sich das Umfeld so an diesen seltsamen Pärchen; warum hält mancher Zeitgenosse so einen jungen Mann für nicht ganz dicht, wenn er schwer verliebt mit seiner reifen Partnerin turtelt? Warum ist es anders herum normal und in dieser Konstellation nicht? Betroffene Frauen sagen, dass sie sich in heutigen, emanzipierten Zeiten, nur die Rechte nehmen, die man den Männern schon immer zugestanden hat. Also ein gesellschaftliches Phänomen? Ja und nein!

Unbestritten ist, dass zu Zeiten unserer Väter solche Rechte allenfalls einer Filmdiva zugestanden wurden, die, aufgrund eines exzentrischen Künstlertums, sowieso aus jedem gesellschaftlichen Rahmen fiel. Die modernen Zeiten haben da einer Toleranz die Tür geöffnet, die es früher einfach nicht gab. So gesehen stimmt der Standpunkt, den betroffene Frauen oft einnehmen, wenn sie die Existenz eines jungen Liebhabers rechtfertigen. Und um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Er sei ihnen natürlich gegönnt !

Biologie klappt nicht bei Gerontophilie

Aber, jetzt kommt ein großes Aber, ein sehr großes sogar: Von der Biologie her, und ich spreche jetzt als Biologe, der keinerlei Bewertung vornimmt, ist dies widernatürlich, weil aus evolutionären Gründen sich so ein Paarverhalten nicht entwickelt hat; nicht entwickeln konnte.

Warum nicht? Weil es kein Ich-Steh-Auf-Ältere-Frauen-Gen in den Männern gibt. Ganz anders als bei den Damen, die genetisch auf den älteren, erfolgreichen Mann von Natur aus „programmiert” sind.

Würde durch eine Mutation, und das könnte es geben, ein Mann solch ein Gen haben, hätte dieses Gen keine Aussicht auf Erfolg sich im menschlichen Genpool anzureichern; einfach deshalb, weil diesem Gen die Nachkommenschaft ver- sagt bliebe. Verbindungen – jüngerer Mann und reife Lady – erbringen nämlich keinen Fortpflanzungserfolg. Solche Gene, wenn es sie gäbe, wären zum Aussterben verurteilt.

Um dieses biologische Faktum wissen wir alle instinktiv und deshalb herrscht bei vielen die unbewusste Meinung, dass sich so was nicht gehört, weil es eben irgendwie nicht passt.

Mit der Homosexualität verhält es sich ähnlich: Gott sei Dank hat die Gesellschaft mittlerweile eine Einstellung entwickelt, die Schwul sein toleriert; ganz im Gegensatz zu früher, wo Schwule stigmatisiert und ausgegrenzt wurden. Aber trotzdem ist Homosexualität – wieder von der Biologie aus betrachtet – unnormal, weil sie keinen Nachwuchs hervorbringt.

Prägung macht Gerontophilie möglich

Da es nicht an den Genen liegen kann, warum ein gewisser Prozentsatz der Männer erotisch auf Damen jenseits des fortpflanzungsfähigen Alters reflektiert, muss ein anderer seelischer Mechanismus greifen, der diese ungewöhnliche Motivation erzeugt. Die Sexualität jedes Menschen fußt einerseits auf einer genetischen Anlage, andererseits aber auch auf bestimmte Lernvorgänge, die in der Kindheit ablaufen. Diese formen und konfigurieren bestimmte Nervenschaltkreise im Gehirn. Ihre Ausrichtung und Anordnung lässt uns später sexuell so fühlen und reagieren, wie wir es tun.

Entstehung einer Gerontophilie

Manfred ist ein attraktiver junger Mann von 23 Jahren und Student der Inge- nieurswissenschaft. In seiner Freizeit ist er Hobbymusiker in einer erfolgrei- chen Band, die es schon bis zu einem Fernsehauftritt geschafft hat. In seiner Umgebung wimmelt es geradezu von attraktiven jungen Damen, die es darauf abgesehen haben, ihn näher kennen zu lernen. Seine Musikerkollegen nutzen das Damen-Angebot reichlich, das ihnen zur Verfügung steht, und überbieten sich geradezu mit ihren Eroberungen. Manfred ist da die große Ausnahme: Er kann mit den knackigen jungen Dingern einfach nichts anfangen – denn er hat ein geradezu unbezähmbares Faible für Damen der älteren Generation.

Aber nicht genug damit: Außer einem Altersunterschied von zwanzig Jahren, sollten seine Freundinnen noch einen recht molligen und üppigen Körperbau aufweisen. Was hat er schon alles für Hohn und Spott über sich ergehen lassen müssen, wegen seiner Vorliebe für diese alten fetten Pötte, wie seine Kollegen respektlos seine Freundinnen titulieren. Aber Manfred hat ein echtes Problem mit den Frauen: Die allermeisten lassen sich nämlich gar nicht auf eine längere Beziehung mit ihm ein, weil sie nicht glauben, dass so eine Verbindung Bestand haben kann; dem wäre aber ganz und gar nicht so.

Seine Eltern sind über diese seltsame Marotte natürlich zutiefst unglücklich. Zweimal schon hatte sein Vater bei einem Psychotherapeuten einen Termin für ihn bestellt – jedes Mal hatte Manfred ihn mit fadenscheinigen Begründungen wieder abgesagt. In der Familie herrscht deswegen eine ganz ungün- stige Stimmung.

Wenn man ihn auf seine Vorliebe anspricht, bekommt man immer die gleiche Antwort: Er kann halt einfach mit den jungen Dingern nichts anfangen, weil die ihm viel zu unreif und dumm vorkommen. Manfred ist das, was man in der Sexualwissenschaft als gerontophil bezeichnet; geronto heißt alt und phil bedeutet Vorliebe.

Gerontophilie und Kindheit

Wenn eine normale Kindheitsentwicklung gegeben ist, interessieren sich junge Männer für gleichaltrige Mädchen. Es gelten dabei die Attraktivitätskriterien des jeweiligen soziokulturellen Umfeldes plus einer eventuellen Vorliebe für einen bestimmten Frauentyp. Das heißt, ein indischer Moslem wird einen anderen Frauengeschmack haben als ein Engländer, der wiederum andere Frauen bevorzugt als es vielleicht ein Spanier tut. In keinem Kulturkreis gibt es aber eine Präferenz junger Männer für ältere Frauen. Eine Erklärung für dieses Phänomen bekommt man dann, wenn man in die Kindheit eines Betroffenen zurückgeht.

Bei Manfred gab es da eine gewisse Tante väterlicherseits, die sehr oft in seinem Elternhaus zu Besuch war. Tante Erika, die Schwester von Manfreds Vater, hatte ihren Mann durch einen Unfall verloren und kam über diesen Umstand nur schlecht hinweg. Manfreds Vater sah es als seine Pflicht an, der Schwester in dieser schweren Zeit beizustehen. So bürgerte es sich ein, dass die Tante sehr oft zu Besuch kam und dann immer für einige Tage blieb.

Tante Erika – eine sehr prüde Frau – machte bei alltäglichen Begebenheiten im Bad und beim Umkleiden immer ein großes Wesen, um sich vor dem Buben ja keine Blöße zu geben. Streng achtete sie darauf, dass Manfred keinen Zentimeter ihrer Haut zu Gesicht bekam.

Solche riesen Dinger

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Solche Titten… ©Patryk Kosmider/ fotolia.com

Einmal jedoch war die Badezimmertüre nicht abgeschlossen und Manfred stand plötzlich erschrocken und verdattert vor der nackten Tante, die sich mit einem „Huch” schreiend die Hände vor den Riesenbusen hielt. Diesen Anblick konnte der Junge nicht vergessen – er war sieben Jahre alt zu dieser Zeit. Gerne hätte er das riesige Etwas einmal angefasst, um zu fühlen wie so ein Ding wohl ist.

Seine Mutter nämlich war zur Tante das krasse Gegenteil: schlank und zierlich – mit wenig oben herum. Weil dieser Anblick ihn nicht mehr losließ, versuchte er, sooft es ging, einen Blick auf diese Wunderwerke zu erhaschen. Frühmorgens, wenn die Tante im Badezimmer verschwand und seine Mutter gerade nicht in der Nähe war, schlich er, aufgewühlt und atemlos, ans Schlüsselloch – um einen kurzen Blick auf das massige Äußere dieser Frau zu werfen; immer gewahr, plötzlich von seiner Mutter überrascht zu werden.

Jedem neuen Besuch dieser liebenswerten Frau fieberte er mit unbändiger Erregung entgegen. Er malte sich in seiner Fantasie aus, wie oft, unter welchen Umständen und für wie lange es ihm vergönnt sein könnte, ihren Körper zu betrachten.

Nach etwa einem Jahr hörten die vielen Besuche und Übernachtungen plötzlich auf, weil die Tante jemanden gefunden hatte, mit dem sie ihre Wochenenden verbringen konnte. Manfred verlor diese aufregende Episode seines Lebens bald wieder aus dem Gedächtnis. Aber als er als Jugendlicher sein erste Freundin hatte, wunderten sich alle im Ort: Manfred, schlank und grazil, hatte sich unter allen Mädchen die stämmigste und großbusigste ausgesucht; rein äußerlich passten sie überhaupt nicht zueinander.

Je älter er wurde, desto stärker plagten ihn Fantasien von sexuellen Begegnungen mit reiferen Frauen – mit viel Fleisch zum Anfassen. Bei seinen Auftritten als Musiker wimmelten zwar Mädchen aller Kleider- größen um ihn herum – den Zugriff auf die „richtige” Altersklasse bekam er dadurch aber nicht. Über die Zeitung geriet er an eine ältere Prostituierte, die ihre Dienste unter dem Begriff XXL anbot. Dieser häufige und heftige Kontakt brachte seine Gerontophilie nun vollends zur Entfaltung.

Gerontophilie – prüde Eltern lösen Fehlentwicklung aus

Manfreds Fehlentwicklung zur Gerontophilie hätte leicht vermieden werden können, wäre sein Elternhaus nicht so prüde gewesen und hätte alle Körperlichkeiten mit einem Tabu belegt. Weil man ihn von all dem Schweinkram fernhalten wollte, den man heutzutage überall sieht, hat man seine kindliche Neugier übermäßig gefördert. Tante Erika mit ihrer Heimlichtuerei und ihren Riesenbrüsten hat das ihre dazu beigetragen und die Fantasie des Buben förmlich explodieren lassen. Hätte es unbefangene Gespräche gegeben über Sexuelles, auf kindlichem Niveau, hätte man seine Neugier befriedigt und Nichts wäre weiter passiert.

Wirken aber Reize über längere Zeiträume auf ein kindliches Nervensystem ein, die als außergewöhnlich erlebt werden, kann dies verhängnisvolle Konsequenzen nach sich ziehen. Nervenzellen im Gehirn werden dadurch programmiert und legen Neigungen fest, die sich später nicht mehr umstoßen lassen.

Sogar ein heftiger Einzelreiz kann dies Alles schon bewirken; setzen sich Kinder gedanklich dann immer wieder mit dem Erlebten auseinander, so können sie – Kraft ihrer Fantasie – selber diese Prägungs- phänomene bei sich starten. Die Auslösesituation kann primär vollkommen geschlechtsneutral sein, und trotzdem sexualisiert werden, wenn sie starke Emotionen im kindlichen Gemüt erzeugt.

Bei Manfred schoben beide Elemente die Gerontophilie an: Sein erwachendes Interesse am weiblichen Körper und seine riesengroße Angst von der Mutter beim Spionieren erwischt zu werden. Angst mischte sich mit sexueller Erregung und dieses Gebräu fixierte ihn erotisch auf Frauen, die vom Alter her seine Mutter hätten sein können.

Frauen können es nicht glauben

Frauen, die eine Beziehung zu so einem Mann unterhalten, wissen in den seltensten Fällen um die Mechanismen einer Gerontophilie; ihre jugendlichen Freunde tun dies ebenso wenig. Darum plagen 15 bis 20 Jahr ältere Frauen häufig die Gedanken, eines schönen Tages durch eine Jüngere ersetzt zu werden. Für Frauen ist es einfach nicht einsichtig und verstehbar, dass sie von einem Mann begehrt werden, der soviel jünger ist als sie. Viele denken, dass ihr jugendliches Aussehen, das manche sich noch bewahrt haben, der Grund dafür ist und sorgen sich vor dem Älterwerden.

So kann das weibliche Selbstwertgefühl, das eigentlich einen Höhenflug erleben müsste, durch so eine Verbindung auch sehr stark angeknackst werden. Frauen können es einfach schwer in den Kopf kriegen, dass sie geliebt werden nicht trotz eines Altersunterschiedes von 20 Jahren, sondern genau deswegen.

Wenn ein Mann einer Frau beteuert, immer schon ein besonderes Faible für reifere Damen gehabt zu haben, könnte sie sich eigentlich beruhigt zurücklehnen und ihre Beziehung genießen, denn er wird sie lieben und begehren – genau deswegen, weil sie so ist wie sie ist.